Radtour 13

Rund um den Schwielowsee

Eine Seilfähre, eine Schinkelkirche und hier und da noch ein Schloss: Die Tour verdichtet Brandenburg auf kleinstem Raum

Einstein war Radfahrer

Albert Einstein hatte hier sein Sommerhaus. Zum Rad­fahrer aber soll Einstein erst im amerikanischen Exil geworden sein. Von Caputh aus jedenfalls soll er sich am liebsten mit der Segeljolle nach Berlin aufgemacht haben. Um dann an der Havelchaussee zu ankern. Ein kleines Stück weiter oben, am Postfenn, hatte der Architekt Erich Mendelsohn sein Haus.

Einstein und Mendelsohn. Diese Freundschaft manifestiert sich auch im expressionistisch anmutenden Einsteinturm. Den aber lassen wir, obgleich fast an der Strecke, vom Bahnhof Potsdam startend links oben liegen. Und fahren derweil links hinunter zum Havel­ufer und weiter zum Templiner See. Allzu uniforme Neubau­projekte wechseln mit lakonisch verfallenen Fabrik­gebäuden.

Hier am Wasser war einmal die Arbeit zu Hause. Jetzt, wo Potsdam hinter uns liegt, werden die Seen und Neben­arme der Havel zur Freizeit­landschaft. Der Bahndamm, der kurz vor Caputh den See durchmisst, könnte auch den Rad­touristen ans andere Ufer bringen. So einfach aber machen wir es uns nicht. An der Caputher Seilfähre, die wir kurz nach dem Caputher Schloss – dem ältesten erhaltenen Schloss der Preußen­könige – erreichen, verweilen wir für einen Kaffee. Die Speisekarte lockt und es kitzelt in der Nase, aber wir haben ja den Picknick­korb dabei.

Gen Ferch teilt sich der Weg. Die Variante durch den Wald bleibt durchweg näher am Ufer, braucht aber ein stabiles Rad und einen eben­solchen Radler. Auf den Teer­wegen kommt man schneller voran. Die Geschwindigkeit ist an diesem ersten wirklichen Frühlings­wochen­ende des Jahres aber nur für jene eine Währung, die hier in joghurtbecher­bunten Trikots und auf finger­schmalen Rennrad­reifen unterwegs sind. Rad­fahren ist ein toller Sport, uns bleibt er heute ein umso entschleunigteres Vergnügen.

Zumal die Mark Brandenburg vor Petzow den Buckel macht. Hügelig wird es plötzlich, der Hintern verlässt den Sattel. Knackig geht es berg­auf. Und so aufgerichtet sehen wir einen Turm, bald darauf folgt ein – na klar – back­steinernes Kirchenschiff. Nach Plänen von – noch einmal: na klar – Karl Friedrich Schinkel wurde die so exponiert platzierte Dorfkirche 1842 gebaut. Schnur­stracks und kopfstein­gepflastert geht es von dort, vorbei an einigen charmanten Einkehr­möglichkeiten (empfohlen sei der Eis­stand) hinunter in den Schlosspark. Einst hatte den Peter Joseph Lenné gestaltet. Längst hat er sich, wie das dazu­gehörige Schloss, ein wenig gehen lassen. In Petzow ist noch nichts sand­gestrahlt. Und Buchten, mit schönen Nischen zum Picknicken, gibt es an fast jeder Seite des Dorfes.

Am Schwielowsee

Umso sand­gestrahlter dafür: das Resort Schwielowsee, Subventions­skandale ranken sich um die seltsam aseptische Ferien­anlage. Doch schon in Baumgartenbrück hat die gleichnamige Gaststätte wieder die alten Zeiten eing­efangen, als Sommerfrischler hier am Ufer noch auf Berufs­fischer getroffen sind und die Eisen­bahn gerade erst ihre Brücken und Dämme über den See gelegt hatte. Rechts geht es jetzt wieder zur Seil­fähre, der Tussy II, der wir am Vormittag schon in Caputh begegnet waren. Wir radeln derweil der Nase nach, wieder der Landes­haupt­stadt entgegen.

Foto: TMB-Fotoarchiv/Bernd Kroeger