Im August 2012 hören Julian, Natasja und Felix, alle Ende 20, das erste Mal vom Mietshäusersyndikat. Bekannte haben da gerade mit dessen Hilfe ein Haus gekauft, finanziert mit Direktkrediten von Freunden und Verwandten – eine Säule des Prinzips Syndikat. Am 24. August beginnen sie mit der Häusersuche.
Sie gründen einen Verein, der mit dem Mietshäusersyndikat in einer GmbH aufgeht, die zweite Säule des Prinzips Syndikat. Sobald die Freunde ein Haus kaufen, wird die GmbH Eigentümer, die Vereinsmitglieder werden Mieter und Verwalter des Gebäudes. Das Syndikat mischt sich nicht ein, hat aber über die GmbH ein Vetorecht, sollte der Mieterverein irgendwann verkaufen wollen. Denn die Häuser, deren Kauf das Syndikat unterstützt, sollen für immer aus dem Kreislauf der Spekulation genommen werden.
Die ersten drei Häuser, die sie finden, gehen an Mitbewerber, ihre Gebote sind zu niedrig. Das vierte Haus könnten sie haben, wollen sie aber nicht. Im fünften Haus, ein ehemaliges Gebäude der Wasserwerke in der Burgemeisterstraße in Tempelhof, sitzen die Freunde jetzt am Küchentisch. Im März haben sie das vierstöckige Haus mit Platz für etwa 30 Leute entdeckt, im Sommer haben sie es gekauft, am 1. Oktober sind die ersten sieben Bewohner in die ersten bewohnbaren Wohnungen eingezogen. Die übrigen sollen im Sommer folgen. Davor muss noch umgebaut werden.
„Die Direktkredite zu bekommen, war im Vergleich zur Häusersuche ziemlich einfach“, erklärt Felix Cybulla. 300.000 Euro haben sie von 80 Kreditgebern eingesammelt. 1,2 Millionen Euro hat das Haus gekostet. Das übrige Geld gab eine Bank, die eng mit dem Mietshäusersyndikat zusammenarbeitet. Einige Kredite müssen schon in einem Jahr zurückbezahlt werden. „Manchmal habe ich schon Angst, wenn ich darüber nachdenke, dass wir mehr als eine Million Euro Schulden haben“, sagt Felix. „Aber wenn wir dann gemeinsam abends die Werkstatt planen, sind diese Gedanken weg.“