Radtour 21

Abtauchen am Pätzer Vordersee

Königs Wusterhausen ist von vielen Badeseen umgeben. Und einige hat man als Radfahrer fast für sich alleine
Text Robert Schultz

„Königs… was? Ach, Königs Wusterhausen! Ist das denn noch Berlin?“ Nein, ist es nicht. Aber schön ist es dort trotzdem. Und für alle Stadtgeplagten, die eher im südlichen Teil der Hauptstadt heimisch sind, eröffnet sich mit der in Insiderkreisen kurz „KW“ titulierten Gegend dank direkter S-Bahn-Anbindung ein absoluter Geheimtipp in Sachen Kurzausflüge. Hat man erst mal die rund halbstündige Fahrt durch Vororte wie Eichwalde und Wildau bewerkstelligt, empfängt einen am S-Bahnhof Königs Wusterhausen sofort die Gemütlichkeit, die man von märkischen Provinzstädtchen gewohnt ist. Ein Bahnhof, ein Döner-Pizza-China-Pfanne-Lokal mit Fassbierausschank. Das Städtchen ist Ausgangspunkt für eine kurzweilige Tour ins Grüne. Und schön grün ist die Region Dahme-Spreewald, zu der auch der Pätzer Vordersee gehört, allemal.

Für einen Ausflug zu selbigem hält man sich am Bahnhofsvorplatz gleich links und folgt der Maxim-Gorki-Straße in einer gekonnten Rechts-links-Kombination auf die L 400, die parallel zu den Fernbahngleisen nach Zeesen führt, wo nach circa einem Kilometer die Schulstraße linker Hand endlich die ersehnte Ruhe bringt. Den Zeesener See vor Augen biegt man rechts in die Seestraße ein und erfreut sich an dem schönen Gewässer. Wer es nicht erwarten kann, findet hier, etwas versteckt am Ende der Uferstraße, schon die erste Bademöglichkeit. Ansonsten folgt man der Straße bis zur Kreuzung Spreewaldstraße, die uns nun fahrradfreundlich für circa vier Kilometer zurück auf die L 400 Richtung Märkisch Buchholz leitet. Rechter Hand taucht alsbald das Ziel der Begierde auf: der Pätzer Vordersee. Die erstbeste Abbiegemöglichkeit heißt dann auch schon „Am Strand“ und wenige Hundert Meter später weiß man auch, warum: Ein weitläufiger Sandstrand mit zahlreichen schattigen Ecken wartet auf die Seehungrigen. Das Wasser ist für einen Umlandsee überraschend sauber und im Uferbereich flach, was im Sommer auch zahlreiche Familien zu schätzen wissen. Für das leibliche Wohl sorgt ein kleiner, saisonal geöffneter Kiosk, dessen Angebot neben lokalen Spezialitäten, wie Bockwurst mit Brötchen, auch Eis und Bier umfasst.

Eine lohnende Erweiterung der lediglich zehn Kilometer langen Tour ist ein Ausflug zum Pätzer Hintersee nach weiteren 30 Kilometern. Hierfür folgt man der Strandstraße weiter ins Örtchen Pätz hinein, um dann über gut befahrbare Feldwege rechts am See entlang zu gleiten. Bei dieser Gelegenheit unbedingt anschauen sollte man sich die stillgelegte Pätzer Kiesgrube, die sich etwas versteckt im Wald südlich von Pätz befindet. In dem weitläufigen Gelände kann man durch die exponierte Lage traumhafte Sonnenuntergänge beobachten und mit etwas Glück auch Hase und Fuchs sich Gute Nacht sagen sehen.

Zurück nach Königs Wusterhausen geht es dann über ruhige Landstraßen parallel zur Autobahn über Krummensee und Schenkendorf.

Foto: Ralf Roletschek