Hitze aus der Unterwelt

Berlins ‚Bessermacher‘ : Energie

Mitte: Lars Graus Beitrag zur Energiewende sieht aus wie ein riesiger Kühlschrank und steht im Keller seines Hauses. Bestehend aus einer weiß verkleideten Pumpe und einem Tank mutet er unspektakulär an – und versorgt dennoch den kompletten Haushalt mit warmem Wasser.
Der 40-jährige Professor für Medien- und Kommunikations­design begann 2008 mit dem Bau seines Passivhauses nahe der Bernauer Straße. Das Gebäude, minimalistisch konzipiert wie alle Häuser in Graus Nachbarschaft, kommt ohne klassische Heizung aus: Eine durchgängige Dämmung sorgt dafür, dass das Gebäude kaum Wärme verliert. Zum Erhitzen des Duschwassers kommt die Geo­thermie-Pumpe zum Einsatz. Mit ihrer Hilfe wird Wasser knapp 100 Meter tief unter die Erde befördert, um anschließend – erhitzt durch die Wärme der Erdkruste – wieder nach oben transportiert zu werden.
Warum Grau vor sechs Jahren eine Genehmigung zur Erdwärmenutzung bekommen hat und manche seiner Nachbarn leer ausgingen, hängt mit den ökologischen Risiken des Verfahrens zusammen. Erdbeben durch Geothermie-Bohrungen müssen in Berlin zwar kaum befürchtet werden, Beeinträchtigungen des Grundwassers jedoch schon. Entsprechend streng wird der Boden geprüft, in dem gebohrt werden soll: Droht die Verschmutzung des Grundwassers, schiebt das Berliner Wasserrecht einen Riegel vor.
Trotz Vorzeige-Energiebilanz sieht sich Lars Grau nicht als Weltverbesserer. „Ich finde es lediglich seltsam, sich in Zeiten steigender Brennstoffpreise nicht mit dem Thema zu beschäftigen“, meint er. Schließlich sollen sich die höheren Baukosten für ein Passivhaus nach fünf bis sieben Jahren amortisieren. Umweltschutz sei also weder Selbstzweck noch Hobby für Öko-Freaks, sondern auf Dauer schlicht die günstigste Lösung. Julia Lorenz

Erfolgschance:  2/10
Genehmigungen sind schwer zu bekommen