Kreuzberg: In einer umgebauten Fabriketage in der Glogauer Straße 6 ranken zarte, grüne Pflänzchen dem Licht entgegen. Hier haben die Brüder Guy und Erez Galonska mit Osnat Michaeli Anfang des Jahres das Start-up Infarm gegründet. Die drei Israelis wollen mit einem selbst erdachten Konzept die Lebensmittelversorgung in Städten revolutionieren, Berlin ist der Anfang. Die Idee: Für Städter und städtische Unternehmen ohne Garten ist Gemüseanbau schwierig bis unmöglich. Die Infarmer haben deshalb Systeme entwickelt, die auf Erde und Sonne verzichten. Ihre Pflanzen wachsen per Hydrokultur auf Kokosfaser, Hanfmatten und sogar auf Agar-Agar-Gelee und unter LED-Leuchten. Über die Wasserzufuhr werden die Pflanzen mit Bio-Dünger versorgt. Das ist, wie Erez betont, „viel weniger energieaufwendig, als wenn man Gemüse aus weiter Entfernung mit dem Lastwagen herankarrt“.
Über eine Crowdfunding-Kampagne sammeln die Infarmer gerade Geld für die Produktion eines Mini-Gewächshauses, mit dem jeder Mikro-Pflanzen in der eigenen Wohnung ziehen kann: Karotten zum Beispiel, Lauch, Amaranth, Rucola und lila Basilikum. Im Babystadium geerntet, schmecken die Pflänzchen erstaunlich ähnlich wie die ausgewachsenen Varianten. Aber die Infarmer haben noch viel mehr vor: Sie wollen Hotels, Restaurants und Privatwohnungen mit individuellen Anbau-Systemen ausstatten. Im Bikini-Hotel haben sie bereits einen Mikrogarten gebaut. Bei Infarm selbst gibt es zudem ein nettes Café, man kann dort allerlei Gerichte bekommen, die mit ungewöhnlichen Sprossen und Blättern angereichert sind. Was und ob es etwas zu essen gibt, ist allerdings ein bisschen Glücksache: Es kann sein, dass Koch Charlie Megira mit seiner Band gerade in den USA auf Tour ist. Wer sichergehen will, meldet sich für einen der Dinnerclubs an, die Infarm ebenfalls veranstaltet. Theresa Bäuerlein
Erfolgschance: 8/10
Der Trend zur regionalen Ernährung ist ungebrochen, einziges Manko ist bisher der noch recht hohe Preis
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