Lichtenberg: Ruth Bergmanns Garten ist 1.800 Quadratmeter groß und ein Idyll. Die 36-Jährige sitzt zurückgelehnt auf einer Holzbank, um sie herum spielen Kinder, die Größeren betreuen die Kleineren. Ein Weißhaariger kommt angeradelt. „Hallo Otto“, ruft Bergmann. Im Gewächshaus und draußen wachsen Obst und Gemüse, unterm Kirschbaum steht ein Insektenhotel, auf der Wiese, auf der die Kinder spielen, wurde eine Freilichtbühne platziert.
Dabei lebt Ruth Bergmann nicht in Brandenburg, sondern mitten in Berlin. Wo heute Kinder spielen und Gemüse wächst, standen bis vor wenigen Jahren noch Garagen. Das Haus in Bergmanns Rücken ist ein Stück aus der Altbauzeile hervorgerückt, es ist orange, hat riesige Balkone an denen sich Pflanzen nach oben ranken. Die freischaffende Kulturwissenschaftlerin wohnt ganz oben, mit Mann und zwei Kindern auf 90 Quadratmetern, Mauersegler und Spatzen nisten auf ihrem Balkon.
Eine Initiative hat das Haus 2005 nach 15 Jahren Leerstand gekauft und 2008/09 saniert. Auf dem Dach drängen sich Solarpaneele, Wassertanks im Keller sammeln Regen, der in einem Schilfdamm im Garten gefiltert, später zum Duschen und zuletzt für die Klospülung benutzt wird. Geheizt wird mit Holzpellets und das auch nur sparsam, das Haus ist gut isoliert. Die Nebenkosten sind entsprechend gering, dazu kommen sechs Euro pro Quadratmeter, die die Bewohner des Projekts „Lichte Weiten“ monatlich zahlen, um den Kredit für den Hauskauf und die Sanierung zu tilgen.
Bergmann lebt hier mit mit 16 Erwachsenen und acht Kindern in 11 Wohnungen. Der Garten sowie die Energie- und Wasserversorgung werden von Arbeitsgemeinschaften in Stand gehalten, jede Woche gibt es kollektiven Hausputz. Mithelfen ist keine Pflicht, trotzdem läuft’s. Nur zwei steuern derzeit kaum etwas zur Gemeinschaft bei. Alma und Eddy. Die eine ist elf Monate alt, der andere 83 Jahre und so gut wie blind. Martin Schwarzbeck
Erfolgschance: 10/10
Das Haus ist ein Selbstläufer, der Kredit in 21 Jahren abgelöst.
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