Protokoll

Darf man das, Herr Alert?

Archi Alert.
Manager von The Toten Crackhuren im Kofferraum, Ex-Frontmann der Punkband Terrorgruppe

„Wenn ein Nazi geschlagen wird, ist das die Antwort auf eine Provokation. Die Gesinnung ist ein Verbrechen. Und solange der Rechtsstaat die nicht unter Kontrolle bekommt, wird es Leute geben, die eigenständig reagieren. Autos anzünden funktioniert ganz ähnlich. Wenn Menschen in Gefahr geraten, aus ihrem Kiez abgeschoben zu werden, wissen sie sich manchmal nicht anders zu wehren. Aber ein brennendes Auto hält Yuppies nicht ab, nach Kreuzberg zu ziehen. Die lassen sich Häuser bauen, wo die Autos drinstehen. Ich glaube, dass materielle Gewalt immer damit zusammenhängt, dass der Diskurs verlassen wird. Wenn das passiert, sollten bei den Entscheidungsträgern die Alarmglocken angehen. Die Gewaltspirale kann eskalieren.
Ich bin friedliebender Anarchist und fühle mich wohler, wenn Konflikte auf der künstlerischen Ebene ausgetragen werden. Wenn ich aggressiv bin, schreibe ich ein aggressives Lied. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich einem Nazi auf den Kopf haue, und er sich am nächsten Tag ein Bild von Rosa Luxemburg ins Schlafzimmer hängt.
Farbbeutel, Eier, Schuhe oder Wasserbomben schmeißen, das ist angedeutete, symbolische Gewalt: Kunst. Aber auch eine Drohung. Wenn ich Politiker wäre und mir würde etwas entgegenfliegen, würde ich denken: Scheiße, ich bin verdammt nah dran, dass man auf mich anders reagiert als mit einer Debatte.“