Protokoll

Darf man das, Herr Stadlober?

Robert Stadlober.
Schauspieler

„Die Wahl der Waffen: In einer politischen Kultur, die immer mehr zu einem elitären Entscheiderklub und einer diesem Klub gegenüberstehenden, die Entscheidungen nur noch abnicken dürfenden Masse verkommt, kann politische Militanz durchaus ein emanzipatorischer Akt sein. Die Frage, wie weit man in dieser Militanz gehen kann oder darf, entscheidet sich meiner Ansicht nach immer am Einzelfall der jeweiligen Debatte.
Eine Wasserbombe auf einen Politiker, beispielsweise, ist in der politischen Auseinandersetzung ein durchaus erfrischendes und vielleicht die Hitze einer Debatte kühlendes Mittel. Wasser hat noch niemandem geschadet. Einen Castortransporter zu schottern halte ich auch für durchaus legitim, da es sich hier um eine politische Konflikt handelt, in dem der Souverän, der Bürger, seit Jahrzehnten übergangen und für dumm verkauft wurde. Die gesellschaftliche Aufmerksamkeit für den gerade von vielen, zumindest als Teilerfolg, gefeierten Atomausstieg der schwarz-gelben Bundesregierung wäre ohne diesen über Jahre, eben durch Militanz, in der Öffentlichkeit, den Medien, gehaltenen Disput sicher nicht möglich gewesen. Autos anzuzünden hingegen ist ein weitgehender Eingriff in das Private des Anderen, also des Mitbürgers und trifft daher natürlich immer den Falschen. Es ist somit absolut kein legitimes Mittel der politischen Konfrontation.
Trotzdem, das Anzünden von Autos per se als linkes Chaotentum abzutun und die gesellschaftlichen Umstände, die Menschen überhaupt erst auf die Idee kommen lassen, ein Auto abzufackeln, vollkommen außer Acht zu lassen, halte ich für einen schweren und gefährlichen politischen Fehler. Diese Ignoranz hat in der Vergangenheit zu weit schrecklicheren Eskalationen geführt, die es immer und mit aller Kraft zu vermeiden gilt. Denn: Gewalt gegen Dinge ist niemals vergleichbar oder ähnlich verurteilenswert wie der nächste Schritt. Gewalt gegen Menschen.
Deswegen, meine Damen und Herren Politiker: Die Waffen wählt ihr!“