Feindbild Mutter?

Das gefühlte Feindbild

»Im Alltag hat man oft das Gefühl, als Mutter ein Störfaktor zu sein. Ich bin Halbfranzösin, in Frankreich herrscht diesbezüglich eine ganz andere Selbstverständlichkeit. Hier hingegen traut man sich zum Beispiel in bestimmte Restaurants gar nicht erst rein, aus Angst, dass alle gucken, sobald die Kinder mal etwas lauter werden. In einem Spa in Mitte habe ich neulich eine Absage bekommen, als ich ankündigte, mein zwei Monate altes Baby zur Pediküre mitzubringen – ich wollte mir mal etwas Gutes tun. Ich könne nicht mit einem Säugling kommen, sagte die Frau am Telefon. Dass meine Tochter in diesem Alter die meiste Zeit schläft, interessierte sie überhaupt nicht. Berlin kommt mir manchmal wie eine einzige Kampfzone vor. Deshalb gehe ich bestimmten Situationen von vornherein aus dem Weg. Die wenigsten Probleme habe ich in Prenzlauer Berg, wo ich mit meiner Familie lebe. Viele hier befinden sich in einer ähnlichen Lebensphase und haben Verständnis für andere. Dass es in der Gegend nur Helikopter-Eltern gibt, kann ich nicht mehr hören. Die ganze Diskussion ist doch lächerlich. Man fällt über die her, die es absolut richtig und gut machen wollen. Für mich ist das wirklich unverständlich. Im vergangenen Jahr habe ich erfolgreich eine Petition gestartet, damit im Supermarkt bei mir um die Ecke eine Familienkasse eingerichtet wird, an der es keine Süßigkeiten, keine Quengelware gibt. Viele Eltern waren dankbar. Aber im Internet bekam ich dafür Hass vom Feinsten.«

Caroline Rosales, 31, Autorin und Bloggerin, zwei Kinder