Auf gute Nachbarschaft

Der glückliche Single

Der glückliche Single

Die Fenster müssen offen sein. Auch bei Minusgraden. Der glückliche Single hat in der männlichen wie der weiblichen Version das Bedürfnis, sein Glück dem gesamten Straßenzug mitzuteilen. Seine Artikulationsform: Ein Wechsel aus ekstatischem Geschrei und fiepsendem Winseln, der einem die Klimax des Aktes mit dem jeweiligen Besuch vermittelt. Und ein Bettpfostengehämmer, das die Frequenz der Technonachbar-Bässe um Längen schlägt. Wird auf dem Balkon gezüngelt, ist das Schmatzen noch drei Stockwerke darüber zu hören, die Sektkorken knallen in den sonoren Gesang Barry Whites. Der glückliche Single ist der Albtraum des unglücklichen wie des glücklichen Pärchens. Ersteres hasst ihn noch mehr als den eigenen Partner – weil der glückliche Single sich den Herausforderungen des emotionalen Zusammenhalts verweigert und sich nur die süßesten Rosinen rauspickt. Und zweiteres verurteilt das unverfrorene Feilbieten der Ekstase, die aus dem ­eigenen Haushalt vor Jahren ausgezogen ist.  

Möglicher Mitbewohner: die WG
Sicherer Auszugsgrund: Wenn einer der Besucher oder Besucherinnen hartnäckig wird und eine Zahnbürste im Bad platziert, muss eine neue Adresse her