Feindbild Mutter?

Der Kinderhasser

»Kindergeschrei ist nach Hundebellen der schlimmste Ton, den die Natur zu bieten hat. Deshalb habe ich immer Ohrstöpsel dabei, wirklich. Ich hasse Kinder, wer nicht mindestens 14 Jahre alt ist, soll nicht mit mir reden. Warum Menschen überhaupt welche in die Welt setzen, ist mir völlig unklar. Das Geschrei, die Scheiße, der Stress! Und unglücklich machen sie auch, das ist wissenschaftlich bewiesen. In Berlin weiß man: Wenn die Kinderwagen kommen, ist es vorbei mit dem normalen Leben. Für Eltern muss die Stadt gestaltet werden wie in einem Vorort. Diversität und Urbanität sind nicht mehr gefragt. Deshalb ziehen diese B-Tarif-Spießer in Townhäuser. Man will wie auf dem Land leben – aber mitten in Berlin. Und deshalb soll, bitteschön, alles nett und tuffig hergerichtet sein. Zu einer Großstadt gehören aber auch Orte, an denen es widerlich und ungemütlich ist. Diese bürgerlichen Gutmenschen-Muttis sind jedoch getrieben von Reinlichkeits- und Sicherheitswahn, es ist zum Kotzen! Man geht über eine rote Ampel und bekommt zugerufen: „Hören Sie mal, hier sind Kinder!“ Die denken wirklich, jeder müsse auf ihre selbst gestrickten Öko-Blagen Rücksicht nehmen. Dabei ist es nur gesund, auch mal mit dem Gesicht in die Scheiße gedrückt zu werden. Das macht das Leben spannend. Wer’s langweilig mag, soll nach München ziehen. Dass es in manchen Ecken Cafés gibt, in denen Kinder verboten sind, finde ich vom humoristischen Standpunkt wirklich amüsant. Man sollte das aber anders regeln. Sollen doch die Spießer-Eltern ihre Kinder überall mit hinnehmen, wenn alle anderen weiter rauchen, kiffen und saufen dürfen, bis der Arzt kommt. Wenn sie die Blagen daran gewöhnen – wäre doch spitze!«


Kristjan Knall, 29, Buchautor „Berlin zum Abkacken“, kinderlos