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Stipendiat*innen der Karajan-Akademie, Ltg. Cornelius Meister, Vera-Lotte Boecker (Sopran), Johannes Kammler (Bariton)

Stipendiat*innen der Karajan-Akademie, Ltg. Cornelius Meister, Vera-Lotte Boecker (Sopran), Johannes Kammler (Bariton)
Peter Adamik

Wohl kein anderes Datum in der deutschen Geschichte hat derart die Emotionen geschürt und kontroverse Diskussionen hervorgerufen wie der 9. November. Dieser Schicksalstag symbolisiert die Hoffnungen der Deutschen, aber auch den Weg in die Verbrechen des Dritten Reiches. Der Dirigent Cornelius Meister hat für die Stipendiaten der Karajan-Akademie (Foto) ein Programm zusammengestellt, das auf mannigfache Weise auf den 9. November Bezug nimmt. Zu hören sind Werke von Beethoven, Wagner, Toch, Goldmann sowie Henze. Eintritt 10-26 Euro


Informationen des Veranstalters

»Mit manchen Daten verbinden wir, ohne lange nachdenken zu müssen, wichtige historische Ereignisse: Der 9. November ist solch ein Tag«, meint Cornelius Meister, seit 2018 Generalmusikdirektor der Staatsoper und des Staatsorchesters Stuttgart. Der aus Hannover stammende Dirigent, der in dieser Saison erstmals mit den Stipendiaten der Karajan-Akademie zusammenarbeitet, hat ein Programm zusammengestellt, das auf vielfältige Weise auf den 9. November Bezug nimmt.Die meisten von uns verbinden dieses Datum vor allem mit dem Fall der Mauer, der nun 30 Jahre zurückliegt. Damals zählte Friedrich Goldmann zu den führenden Komponisten der DDR, während Hans Werner Henze zu den herausragenden Künstlerpersönlichkeiten der BRD gehörte. Im September 1989 hatte das Scharoun Ensemble Berlin in Frankfurt/Main ein Konzert mit Werken aus Ost- und Westdeutschland gegeben, bei dem Goldmanns Lagebericht und Henzes Drei Lieder über den Schnee uraufgeführt wurden. Niemand habe – so Meister – damals zu hoffen gewagt, dass die deutsche Einheit unmittelbar bevorstehen würde.Die Bunte Suite von Ernst Toch soll an ein anderes Ereignis erinnern: an die sogenannte Reichspogromnacht des 9. November 1938. Während der Diktatur der Nationalsozialisten wurden jüdische Komponisten wie Pavel Haas, Hans Krása und Victor Ullmann im Konzentrationslager ermordet; Ernst Toch hatte das Glück dem Terror zu entkommen. Er konnte bereits 1933 in die USA emigrieren, wo er in Hollywood als Filmkomponist wirkte.Aus der historischen Distanz betrachtet gilt auch der 9. November 1848 als ein wichtiges Datum, da es den Wendepunkt für die Märzrevolution bedeutete. Richard Wagner, dessen Siegfried-Idyll erklingt, beteiligte sich in seiner Dresdner Zeit an den revolutionären Aktionen und musste daraufhin – bereits steckbrieflich gesucht – die Flucht ergreifen. Auf den Tag genau 70 Jahre später wurde in Deutschland nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg die Republik ausgerufen. An die sogenannte Novemberrevolution möchte Cornelius Meister mit der Ersten Symphonie von Ludwig van Beethoven erinnern, einem Werk, das zu seiner Entstehungszeit in seiner Konzeption umstürzlerisch wirkte und für den Dirigenten ein Symbol revolutionärer Veränderungen ist: »Dieses Konzertprogramm gibt uns die Möglichkeit, über den Klang und die Töne hinaus Musik in Verbindung zu setzen zur Geschichte und zur Gesellschaft – allgemeiner: zu dem, woher wir kommen und wo wir uns befinden.«

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