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Momentaufnahmen – Nubien um 1900

Momentaufnahmen – Nubien um 1900
Mit Kamelen im Gebiet des Zweiten Katarakts (Ph. 5894) | © Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, Fotoarchiv.

Informationen des Veranstalters

Nubien – eine untergegangene Kulturlandschaft, der Orient und eine wissenschaftliche Expedition um die Jahrhundertwende: Im Jahr 1900 unternahm eine Delegation aus Ägyptologen und Altertumswissenschaftlern eine Expedition in das Gebiet zwischen dem ersten und zweiten Nilkatarakt. Ziel waren unter anderem die pharaonischen Grenzfestungen des Mittleren Reiches. Nachdem die fotografische Dokumentation lange als verschollen galt, werden nun im Sudan-Raum des Neuen Museums erstmals die Fotografien dieser für die Archäologie und Kulturgeschichte so bedeutenden Expedition der Öffentlichkeit präsentiert.

Im März und April des Jahres 1900 unternahmen die drei Ägyptologen Georg Steindorff, Heinrich Schäfer und Ludwig Borchardt zusammen mit dem Architekten Hermann Thiersch und dem Diplomaten Curt von Grünau eine mehr als sechswöchige Reise durch Nubien. Das Gebiet erstreckt sich über das südliche Ägypten und den nördlichen Sudan. Während dieser Schiffsreise – auf einer sogenannten Dahabije – erkundeten sie zu beiden Seiten des Nils die Region südlich von Assuan bis über den zweien Katarakt hinaus.

Hervorragend dokumentierte Expedition

Eine Reise auf dem Nil stromaufwärts war damals nicht ohne gewisse Risiken: Die Schiffer waren vom Nordwind abhängig und mussten Stromschnellen sowie Sandbänke überwinden. Zur Erkundung der Ufer und der weiteren Umgebung nutzten die Reisenden auch Esel und Kamele. Ihr besonderes Interesse galt der Erforschung der pharaonischen Grenzfestungen des Mittleren Reiches (ca. 2040 bis 1650 v. Chr.). Nach der Dokumentation dieser Baudenkmäler, die Jahre später zur Abfassung einer wissenschaftlichen Abhandlung dienen sollte, kehrte die Reisegruppe nach über sechs Wochen nach Assuan zurück.

Die Unternehmung war deshalb einzigartig und bedeutsam, weil die Teilnehmer bereits vor über 100 Jahren, teils erstmalig, die reichen und vielseitigen Hinterlassenschaften einer Region mit wechselvoller Geschichte dokumentierten. Zugleich ist es eine der ersten außerordentlich gut dokumentierten wissenschaftlichen Expeditionen ihrer Art in das nördliche Nubien. Die Sicht der Teilnehmer wird bis heute durch die Tagebücher, Skizzen und Fotos vermittelt. Diese Dokumente bezeugen die Schönheit der Landschaft, aber auch die Schwierigkeiten dieses Gebiet bereisen zu können. Sie vermitteln ein lebendiges Bild von den Erlebnissen, Menschen und besuchten Orten.

Erstmalig ausgestellte Aufnahmen

Im Zuge der Erschließung der Archivbestände des Ägyptischen Museums und Papyrussammlung der Staatlichen Museen zu Berlin wurden 2015 sechs unbeschriftete Boxen gesichtet, deren Inhalt sich als die fotografische Dokumentation der Reise im Umfang von ca. 300 Papierabzügen erwiesen hat. Ehemals müssen ungefähr 500 Fotos aus Nubien existiert haben, wie Georg Steindorff berichtet. Mit Ausnahme weniger Abzüge in anderen Archiven handelt es sich bei den Berliner Beständen um das größte erhaltene Konvolut dieser Reisefotos. Dieser kostbare Schatz historischer Fotografien wird nun erstmalig in der Ausstellung präsentiert.

Eindrücke aus einer untergegangenen Kulturlandschaft

Vor 120 Jahren erlebten die fünf Reisenden das Gebiet noch unberührt von den späteren Veränderungen. Das Hauptaugenmerk der Ausstellung liegt auf einer Auswahl der Fotos, die einen einmaligen Einblick in einen nicht mehr existierenden Kulturraum ermöglichen, da das Gebiet nach der Errichtung des zweiten Staudamms 1971 vollständig überflutet wurde. Begleitet werden diese Bilder von Auszügen aus dem Tagebuch Heinrich Schäfers und Erläuterungen zu den antiken Fundplätzen.

Zur Ausstellung erscheint eine Publikation im Reichert Verlag, Wiesbaden: „Reise durch Nubien – Fotos einer Expedition um 1900“, Band 4 der Reihe „Menschen – Reisen – Forschungen“, deutsch/englisch, ISBN 978-3-95490-367-2, Preis: 49 €.

Die Ausstellung wird unterstützt durch den Verein zur Förderung des Ägyptischen Museums Berlin e. V.

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