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Medea. Stimmen

Medea. Stimmen
Medea. Stimmen | Arno Declair

Medea ist in Christa Wolfs Roman von 1996 keine Kindsmörderin, sondern Opfer eines Komplotts. Tilmann Köhler befragt in seiner Inszenierung den Roman auf das Motiv der Fremdenfeindlichkeit. Wo liegen ihre Wurzeln, wie wird eine Kultur durch eine andere überformt, wie entsteht dieses „Wir“ und „Ihr“? Der Abend mit Maren Eggert als Medea und der nicht minder wunderbaren Kathleen Morgeneyer als Glauke entlässt den Zuschauer erschüttert, verstört, berührt.


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Verstoßen aus dem königlichen Palast, in dem sie mit ihrem Mann Jason und ihren Kindern Exil fand, erzählt Medea ihre Version ihrer Geschichte: Wie sie ihr Land verlassen musste, wie sie ein entsetzliches Verbrechen entdeckte und unbequeme Fragen stellte, und wie ein Netz aus Verleumdungen und Lügen sie aus dem Palast vertrieb. Medea. Stimmen entstand als radikale Korrektur des gängigen Medea-Bildes. Erst seit Euripides, vorher nicht, ist sie die blutrünstige Furie, die ihre Kinder mordet. Christa Wolf fragt nach der Deutungshoheit über Historie – und danach, wessen Interesse es ist, die „wilde Frau“ als Mörderin hinzustellen. Erstes Motiv aber sind für die Autorin die selbstzerstörerischen Tendenzen unserer abendländischen Zivilisation: Kolonialismus, Fremdenhass, Ausgrenzung. Wenn am Schluss das Volk aufgehetzt und blind vor Hass gegen die Fremde ist, bleibt Medea nur zu fragen: „Ist eine Welt zu denken, eine Zeit, in die ich passen könnte“ – ein wütendes Fragen, ein Anrennen gegen Resignation, auf der Suche nach einem Neuanfang, nach neuen Werte-Hierarchien – nach der Zukunft.

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