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Art, Spatiality, and Politics – Fidelio and the German Ideologies

Art, Spatiality, and Politics – Fidelio and the German Ideologies
Volker Kreidler | general_use

Informationen des Veranstalters

Im Jahr 1967 beschrieb Michel Foucault seine damalige Gegenwart als eine Epoche, in der die Frage des Raums eine wichtige Rolle spielt: ein Raum, der geographisch bestimmt oder im Übergang befindlich ist, der politisch oder ideologisch, besetzt oder frei ist. Als die Beschäftigung mit Raum im späten Kapitalismus zunimmt, wachsen sich Foucaults Bedenken zu Besorgnis aus, und er wendet sich beispielsweise künstlerischen Räumen zu, um sich mit den politischen Gegebenheiten von Landnutzung, „Race“ und Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. Zudem greift er auf Konzepte aus den Dekolonialen Theorien und der „Critical Whiteness Studies“ zurück, um einige unserer geheiligten künstlerischen Räume kritisch zu befragen.

Diese Ringvorlesung widmet sich Themen wie Raum, kulturelle und performative Praxis sowie politisches Engagement in der Kunst. Die Beiträge kreisen dabei um eine Reihe sich kontinuierlich entwickelnder Fragen: Was sind in der künstlerischen Praxis Räume der Ausgrenzung und der Einbeziehung? Auf welche Weise kann Kunst zu gerechter Verteilung von Raum beitragen? Wie werden Räume durch künstlerische Tätigkeit rassifiziert und segregiert? Und auf welche Weise werden gesellschaftspolitische Ideologien durch künstlerische Räume dargestellt und von ihnen reflektiert oder kommentiert?

 

Glenn StanleyFidelio and the German Ideologies: Political Interpretations through Performance

Beethovens Oper Fidelio enthält ein starke, aber sehr ambivalente politische Aussage. Das Werk schlägt republikanische Töne an, bestätigt aber gleichzeitig wohlwollende adlige Autorität. Seine Helden entstammen der gesellschaftlichen Elite; die Gefangenen befreien sich nicht, und sie werden auch nicht von der revolutionären Bevölkerung befreit. Fidelio ist politisch flexibel: In der sich rasch verändernden Folge deutscher Staaten und Gesellschaftssysteme im Laufe des turbulenten 20. Jahrhunderts war es möglich, die Oper in unterschiedliche ideologische Richtungen zu schieben und zu ziehen – und so geschah es auch.

Ich möchte repräsentative Inszenierungen aus allen Teilen des ideologischen Spektrums erörtern, von der Weimarer Republik bis zum Jahrtausendwechsel. Mit Hilfe von Fotos und Videos werde ich zeigen, wie Interpretationsansätze, die auf Regie und Licht, Bühnenbild und Kostüm, der Streichung von musikalischen Nummern oder von gesprochenem Dialog sowie auf neuem Text und neuem Bühnengeschehen basieren, dazu eingesetzt wurden, die Oper in ein bestimmtes ideologisches Licht zu tauchen. In der Bundesrepublik Deutschland des späten 20. Jahrhunderts haben Aufführungen oft den utopischen Charakter des Werks und insbesondere seines Schlusses kritisiert oder negiert. Fidelio-Interpretationen spiegeln nicht nur die politischen Umstände einer bestimmten Zeit oder eines Ortes wider; sie dienen auch als Ausdruck dieser Umstände und tragen dazu bei, ihnen aktive kulturelle Wirkung zu verleihen. Fidelio ist, wie der Musikkritiker Klaus Spahn es in Die Zeit formulierte, „das immer relevante Werk, der ewige Gegenstand deutscher Selbstbefragung“.

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