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Andrej Platonow: Dshan oder Die erste sozialistische Tragödie. Prosa. Essays. Briefe

Andrej Platonow: Dshan oder Die erste sozialistische Tragödie. Prosa. Essays. Briefe
2017 Volksbühne Berlin | general_use

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Buchpremiere, Übersetzt von Michael Leetz, Lesung: Silvia Rieger. Andrej Platonow gilt als prophetischer Schriftsteller, der in seinem Werk die Tragödie der Sowjetunion vorausgesehen hat. Doch bis heute ist unbekannt, dass sein literarisches Schaffen zugleich ein hochaktuelles ökologisches Denken durchzieht. Mit Dshan oder Die erste sozialistische Tragödie wird erstmals der ökologische Prophet Andrej Platonow erschlossen. Der Band spannt einen Bogen von Platonows früher Publizistik, in der er die Nutzung der Sonnenenergie und die Überwindung des Raubbaus an der Natur propagiert, bis zu dem Essay Über die erste sozialistische Tragödie (1934). In diesem Schlüsseltext reagiert Platonow einerseits auf die gewaltsame Industrialisierung unter Stalin, die den Menschen versklavte und die Natur zerstörte, andererseits warnt er vor einer künftigen ökologischen Katastrophe, die droht, wenn es dem Menschen nicht gelingt, sein Bewusstsein zu ändern. Der Roman Dshan (1935) erzählt von einem kleinen Nomadenvolk, das auf seinem Leidensweg durch die Wüste eine neue Seele erlangt. Im Kontext von Platonows ökologischem Denken erweist sich der Roman als Utopie von einer Menschheit, die es vermag, im Einklang mit der Natur zu leben und die Gefahr ihres selbstverschuldeten Untergangs zu bannen. Ein Großteil der im Band enthaltenen Texte ist bislang nicht auf Deutsch erschienen. Dshan wurde erstmals auf der Grundlage der unzensierten Originalfassung, die 1999 in Russland herauskam, übersetzt. Andrej Platonow (1899–1951), als Sohn eines Eisenbahnschlossers in Woronesch geboren, begann mit zwölf Jahren, Gedichte zu schreiben. 1917 begrüßte er begeistert die Oktoberrevolution. Er studierte zunächst Geschichte und Philologie, absolvierte dann eine Ausbildung zum Elektrotechniker. Gleichzeitig arbeitete er literarisch-journalistisch. Von 1922 bis 1926 leitete er als Ingenieur für Bewässerung und Elektri­fizierung im Woronescher Gouvernement die Aufbauarbeiten in der Landwirtschaft. 1927 erlebte Platonow seinen Durchbruch als Schriftsteller. In seiner Literatur übte er radikale Kritik an den diktatorischen Methoden des sowjetischen Staates, was heftige Reaktionen zur Folge hatte. Stalin persönlich erklärte ihn zur Persona non grata. Ein Großteil seiner Werke konnte erst viele Jahre nach seinem Tod erscheinen. Heute gilt Platonow als einer der wichtigsten russischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Michael Leetz, 1972 geboren, studierte Russistik und Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin und forscht seitdem zu Leben und Werk Andrej Platonows. Er arbeitet als Übersetzer aus dem Russischen, als Rundfunkautor und Kulturmanager. Michael Leetz ist Herausgeber der nachgelassenen Schriften des Slawisten Ralf Schröder sowie Autor mehrerer Rundfunk-Feature über russische Schriftsteller, u.a. Andrej Platonow (SWR2). In den Zeitschriften Sinn und Form sowie Berliner Debatte Initial erschienen Auszüge seiner Übersetzung von Platonows Texten. Foto Platonow Copyright: Platonow-Forscherkollektiv am Gorki-Institut für Weltliteratur IMLI RAN Moskau. Zur Verfügung gestellt von der Handschriftenabteilung des Instituts für Weltliteratur der Russischen Akademie der Wissenschaften OR IMLI RAN.

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