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Berliner Philharmoniker, Ltg. Kirill Petrenko

Berliner Philharmoniker, Ltg. Kirill Petrenko
Stephan Rabold

Mahlers Sechste, die sogenannte Tragische, ist dem Orchester eine Herzensangelegenheit. Am 14. November 1987 wurde sie bei Sir Simon Rattles Berliner-Philharmoniker-Debüt aufgeführt. Der langjährige englische Chefdirigent verabschiedete sich vor anderthalb Jahren mit exakt dieser Komposition, von der Mahlers Witwe Alma einst sagte: „Kein Werk ist ihm so unmittelbar aus dem Herzen geflossen wie dieses.“ Rattles Nachfolger Kirill Petrenko besinnt sich mit der Wahl der Sechsten somit auf die Ensemble-Tradition.


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In seiner ersten Saison als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker zeigt sich Kirill Petrenko von ganz unterschiedlichen musikalischen Seiten. In diesen Konzerten ist er mit seinem neuen Orchester erstmals als Mahler-Interpret zu erleben. Auf dem Programm steht die Sechste Symphonie, ein Werk, das er ursprünglich bereits im Dezember 2014 bei den Philharmonikern dirigieren sollte, krankheitsbedingt die Aufführungen jedoch absagen musste. Der Mahler-Zyklus, den er seit 2008 mit dem Symphonieorchester Vorarlberg in Bregenz realisiert, gab Petrenko die Gelegenheit, sich intensiv mit dem Œuvre des Komponisten auseinanderzusetzen und sich eine eigene Lesart zu erarbeiten.Die Sechste Symphonie ist eines der verstörendsten Stücke Mahlers: Aufruhr und Idylle, Triumph und Katastrophe, Marsch und Choral, Zuversicht und Resignation, Natur, Leben und Tod – all das vereint Mahler zu einem gewaltigen musikalischen Kosmos. »Wie kann ein Mensch von Ihrer Güte so viel Grausamkeit und Unbarmherzigkeit ausdrücken«, soll ein Freund den Komponisten gefragt haben. Mahler – so wird berichtet – habe daraufhin geantwortet: »Es sind die Grausamkeiten, die mir angetan worden sind, die Schmerzen, die ich zu dulden hatte!« Vom Anfang des ersten Satzes mit seinem unerbittlich stampfenden Marschthema bis hin zum grandiosen Finale, in dem Mahler mit zwei gewaltigen Hammerschlägen das gnadenlose Zuschlagen des Schicksals symbolisiert, beschwört der Komponist eine düstere, pessimistische, ja apokalyptische Grundstimmung, die nur vorübergehend durch lichte, hoffungsvolle Momente im Andante moderato und den tänzerischen Duktus des Scherzos unterbrochen wird. Die Sechste Symphonie gilt als prophetisches Werk Mahlers, als Vorwegnahme persönlicher und gesellschaftlicher Katastrophen. »Kein Werk ist ihm so unmittelbar aus dem Herzen geflossen wie dieses«, schreibt Alma Mahler, die Witwe des Komponisten, in ihren Erinnerungen. »Wir weinten damals beide. So tief fühlten wir diese Musik und was sie vorahnend verriet.«Im Vergleich zu der vorausgegangen Fünften Symphonie erweiterte Mahler das Instrumentarium erheblich. So sind die Holz- und Blechbläsergruppen sehr viel stärker besetzt, außerdem vergrößerte er den Schlagzeugapparat. Neben dem bereits erwähnten Hammer kommen Herdenglocken, tiefe Glocken, Xylofone und Rute zum Einsatz. Dabei ging es dem Komponisten nach eigener Aussage nicht um bloße Effekthascherei. Vielmehr betonte er, dass er vor allem mit dem Schlaginstrumentarium neue Klangmischungen kreieren wollte.

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