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Christian Hagitte: Missa Popularis für Chor und Orchester (UA)


Informationen des Veranstalters

Uraufführung der Missa Popularis unseres Kirchemusikers Christian Hagitte

— Messe für gemischten Chor, Mezzosopran und Sinfonieorchester —

am 23., 24. und 25.08. 

19:30 Uhr

Hochmeisterkirche

Westfälische Str. 70a

VOLLENDET! „Missa Popularis“ op. 17 von Christian Hagitte

Ende März konnte ich die schöpferische Arbeit an der Messe beenden. Aber, der Reihe nach.

Beim herbstlichen Laubeinsammeln zusammen mit meinem Onkel kam mir plötzlich der Name für die Messe: eine Missa Popularis, also eine Messe für das Volk, die sich mit der Frage beschäftigt, wieviel Klassik in der Popmusik und wieviel Pop in der Klassik steckt und verträgt; ausgehend von einem großen sinfonischen Orchesterapparat der einen Chor ummantelt.

Im weiteren konzeptionellen und kompositorischen Prozess spielt das Leitmotiv für den „menschlichen Zweifel“ aus dem Kyrie eine große Rolle.

Es wird im Credo in Verbindung mit dem Tod Jesu wieder aufgegriffen und löst sich danach wieder im Anfangshymnus auf. Die Grundstruktur des Credos ist demnach eine Spiegelform bestehend aus Hymnus (A), Zweifel (B), und wieder Hymnus (A).

Der Wortlaut des Sanctus setzt sich zusammen aus der Akklamation der Engel in der Berufungsvision des Propheten Jesaja, sowie einem messianischen Begrüßungsruf aus Psalm 118, von der Menge gerufen beim Einzug Jesu in Jerusalem, der hier auf die eucharistische Gegenwart Christi bezogen wird.

Der erste Teil, der „Engelsteil“, ist ein Frauenchorstück, getragen von langen Akkorden der Männerstimmen, das sich dann zu der starken Exklamation „Hosanna in Excelsis“ im zweiten Teil steigert: Alle Chorstimmen und alle Orchesterinstrumente stimmen, wie ein Vogelschwarm – jeder auf seine Weise –  in den göttlichen Lobgesang ein.

Auch das Sanctus weist eine A B A Form auf, denn es endet wieder mit dem dreimaligen Sanctusruf der „Engel“.

Die Messe kommt nun mit dem Agnus Dei zur Ruhe und findet ihren Frieden: das Leitmotiv des „Zweifels“ wird auch hier aufgegriffen und entstört. In der Liturgie ist das Agnus Dei ein an Jesus Christus gerichtetes litaneiartiges Gebet, das seit dem 7. Jahrhundert in der römisch-katholischen und allen von ihr abstammenden Liturgien während der Eucharistie beim Brechen des Brotes nach dem Friedensgruß gesungen oder gesprochen wird. In der Abendmahlsliturgie in der lutherischen Kirche wird das Agnus Dei nach den Einsetzungsworten von der Gemeinde gesungen.

Geschrieben ist das Agnus Dei für Mezzosopran und Chor. Das Thema wird dreimalig variiert wiederholt und endet in einem friedvollen über alle Zweifel erhabenen „Dona nobis pacem“.

Mit „VOLLENDET“ meinte ich, wie oben erwähnt, die schöpferische Arbeit. Was danach noch zu tun war und auch noch zu tun ist, ist die Feinarbeit: z.B. eine Chorpartitur mit Klavierauszug erstellen. Großen Dank dabei an das Organisationsteam des Hochmeisterprojektes und an Christian Höffling, Leiter des HochmeisterChores, für sein akribisches und effizientes Lektorat. Des Weiteren muss die Partitur in mehreren Schritten redigiert werden. Vor allem die üppige Percussionsbatterie im Kyrie und Gloria muss auf Realisierbarkeit hinterfragt werden. Auch die Harfenstimme bedarf einer Überarbeitung.

Last but not least noch einen kurzen Bericht zur Einstudierung der Missa. Die Chorproben laufen, alle Sätze scheinen für die beiden Chöre machbar. (Wir stemmen dieses Projekt ja zusammen mit dem HochmeisterChor.)

Auch in der ersten, leider noch sehr dünn besetzten, Orchesterprobe vor den Osterferien, stellte ich mit Erleichterung fest, dass die Missa für gut geübte Laien zwar eine Herausforderung darstellt, aber spielbar ist.

Die „Missa Popularis“ wird dann vom 23. bis 25. August 2019 in der Hochmeisterkirche das Licht der Welt erblicken.

Ich freue mich auf diesen Akt und wünsche, dass Sie dabei sein können,

Ihr Christian Hagitte

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Wandeln zwischen U (Unterhaltung) und E (Ernsthaftigkeit)

Aus dem Logbuch meiner Kompositionswerkstatt

Lange habe ich schon den Gedanken in meinem Herzen bewegt, ein sowohl horizontal als auch vertikal größeres geistliches Werk zu erschaffen: eine Messe für Chor und Symphonieorchester

Nun habe ich mich aufgemacht, bin „in See gestochen“ und möchte einen kurzen Zwischenbericht aus meinem Logbuch geben, denn, um ans Ziel zu kommen – die Uraufführung ist nächstes Jahr geplant – , passiert man Gebiete mit diversen Winden: Rückenwind, stürmischen Wogen, Gegenwind, Gebiete mit „Flow“, aber auch Flauten.

Die Arbeit in der Horizontalen beschäftigt sich mit der Zeitachse, also, was hat ein Komponist eigentlich zu sagen? Wie füllt er inhaltlich das Werk mit Tönen und dramaturgischen Bögen?

Wie werden diese wiederum miteinander verbunden?

Hilfreich bei der Konzeption ist die liturgische Gliederung der Messe in ihre einzelnen Teile – Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus und Agnes Dei -, die in ihren Aussagen zum Glauben sehr unterschiedlich sind und denen ich jeweils kompositorisch  eine eigene Haltung geben möchte.

So steht das Kyrie für einen allumfassenden Bittruf um Hilfe und Erbarmen. Er kann sehr leise, demutsvoll aber auch stark und der Verzweiflung nahe sein. Auf jeden Fall ist man sich als Mensch seiner Kleinheit bewusst. Der Glaube an eine höhere, göttliche Macht, die tröstet, kräftigt und stärkt, kann einen Menschen erfüllen und tragen. Musikalisch interessant ist hier das Spannungsfeld zwischen Störung (atonaler Dissonanz) und Heilung (harmonischer Konsonanz). Überhaupt bewegt sich meine Messe in Ihrer Stilistik zwischen U und E. Diese Kürzel stehen für Unterhaltungsmusik und Ernste Musik. 

Kommt das zweifelnde und bittende Kyrie mehr aus dem E, so wird es abgelöst von einem feierlichen, fürstlichen Gloria, dem Lobpreis Gottes  – in seiner Freude und Frische wird dieser Teil nun zu einer aufbrausenden U-Hymne.

Der Hymnus beginnt mit dem biblischen Lobgesang der Engel, der die frohe Botschaft des Glaubens besingt: Gottes Herrlichkeit in der Menschwerdung seines Sohnes und seine Versöhnung mit ihm und untereinander. Es folgt zuerst die rühmende Preisung des Vaters und dann die Huldigung des Sohnes, der das Lamm Gottes ist, und die Bitte um sein Erbarmen. Der Hymnus schließt mit einem Bekenntnis zur Dreifaltigkeit. So wird deutlich, dass es der Heilige Geist ist, der die Gläubigen zum Lob versammelt und vereint. In diesem alten Gesang sind die Gläubigen über die Jahrhunderte hinweg und über die Ländergrenzen hinaus miteinander verbunden.

Energetisch einen Gang zurück geschaltet ist dann das folgende, fundamentale Credo, das Glaubensbekenntnis der Christen.

Das musikalische Grundmotiv ist während eines Gottesdienstes in der Hochmeisterkirche „einfach so“ entstanden.

Vielleicht lag es im Gemäuer oder die Menschen im Raum haben es zu Tage kommen lassen. Wie auch immer: zu diesem archaischen Glaubensgebet wird sich dieses archaische Motiv gebetsmühlenartig auf archaische Weise wiederholen, variieren und entwickeln. 

Der Logbucheintrag zur Horizontalen endet hier, denn in diesen Koordinaten befinde ich mich gerade.

Sanctus und Agnus Dei müssen noch „entdeckt“ und „erforscht“ werden.

Auf jeden Fall ist es eine riesige Weite beim Wandeln zwischen U und E. 

Wenn die Südspitze des Credos passiert wurde, melde ich mich vielleicht auf meiner Reise mit einem neuen Logbucheintrag zum Thema Sanctus und Agnus Dei. 

Bis dahin 

Christian Hagitte  

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