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Jewish Monkeys

Jewish Monkeys
wongebergmann

Informationen des Veranstalters

Die Jewish Monkeys sind Meister im Spiel mit Identitäten, Ritter des Absurden, Musiker und Komödianten, die eine mitreißende Show liefern. Gerne brechen sie ethnisch-religiöse Tabus und holen zu satirischen Befreiungsschlägen aus. Ihre neo-jiddische Klangfusion pendelt zwischen zirkushaftem Chanson und punkig-energetischem Pop, die Sprache zwischen Englisch und Jiddisch. Ihr Publikum bringen sie so gut wie immer zum Tanzen: Syrische Flüchtlinge im Dresdner Übergangslager und Anti-Pegida-Demonstranten, Kultur-affines Publikum in deutschen, dänischen, tschechischen oder französischen Clubs und Konzertsälen sowie Hipster in East London oder Tel Aviv. Und nun gehen sie mit ihrem brandneuen Album auf Tour.

Sie machen keine Witze auf Kosten anderer, sondern sehen sich in einer Linie mit den großen jüdischen Comedians, die die Königsdisziplin beherrschten, indem sie vor allem sich selbst auf die Schippe nahmen. Sie erinnern an die Marx Brothers und deren Lust am Unlogischen, sich austobenden Unbewussten und der absurd-aggressiven Komik. Da wundert es nicht, wenn der Deutschlandfunk sie unter dem Titel „Sinn für Unsinn: Die Anarcho-Klezmer-Band Jewish Monkeys!“ portraitiert. Auch im Deutschland der Weimarer Republik war jüdische Komik auf Schellackplatten oder im Kabarett populär – das traurige Ende kennen wir. Nach dem zweiten Weltkrieg nahm Mickey Katz („The Most Mishige“) mit auffälligem Akzent und seinen ‘jinglishen’ Schlagerparodien den Ehrgeiz amerikanischer Juden aufs Korn, sich anzupassen, so zu werden wie die Goiim, die Nicht-Juden, die Anderen, um im Schmelztiegel aufzugehen. Er wurde zum Vorbild einer jüngeren Generation von Entertainern wie Mel Brooks, Jerry Lewis oder Woody Allen und später Jerry Seinfeld und Larry David.

Gegründet wurden die Jewish Monkeys von Jossi Reich und Roni Boiko, zwei ehemaligen Chorknaben der Frankfurter Westend-Synagoge, die mehr als ein Vierteljahrhundert später in ihrer neuen israelischen Heimat einen ähnlich Verrückten trafen, Gael Zaidner. Mit Hilfe des renommierten Theater-, Ballett- und Filmmusikkomponisten Ran Bagno (Akkordeon, Keyboards) fassten sie ihre Ideen in Musik. Andere Musiker, u.a. von der Middle-Eastern-Surfband Boom Pam, halfen ein Album einzuspielen, das gerade auch bei der deutschen Presse mit hymnischen Kritiken gefeiert wurde. „Mania Regressia“ drückt schon im Titel den Hintersinn der Tel Aviver Affen aus. Heute übernimmt Gitarrist Omer Hershman – auch er ein angesehener Produzent sowie Mitglied der Indieband „Panic Ensemble“ – den Part des musikalischen Direktors. Seine Gitarre driftet schon seit jeher in die Richtung rockiger Zirkus- und Kabarettmusik.

Die englisch-sprachigen Texte ihres ersten Albums setzen sich mit Gier nach Erdöl, Klimaerwärmung, prügelnden Vätern oder obsessiver Reinlichkeitssucht auseinander. Die Jewish Monkeys besingen allzu männliche Frustrations-Phantasien im Angesicht eines spießigen Wochenend-Grillnachmittags im häuslichen Garten des langweiligen Vororts oder karikieren wie im allerersten Jewish Monkeys-Song „Hava Nagila vs. Banana Boat“ den Streit zwischen Juden und Arabern um das eine, einzige Heilige Land. Auf ihrem neuen Album lassen zwei hitverdächtige Reißer aufhorchen: Der Song „Alte Kacker“ spielt, wie der Titel erahnen lässt, zynisch-trocken und mitleidlos-selbstbemitleidend auf die auf uns alle wartende Beschwerlichkeit des Alters an und lässt uns dabei munter zum Gitarrenrock-Stakkato auf und ab hüpfen. Der andere Song „High Words“ macht der Wut auf ein Establishment Raum, welches uns im neuen Global-Warming-Zeitalter in die Demagogie vergangener Weltkriegszeiten abrutschen lässt, anstatt sich auf kompromisslose Fairness und Ökologie einzulassen. Die Auswahl ihrer jiddischen Lieder aus alten Zeiten, die nunmehr in das neue Album eingehen, sind, wie nicht anders zu erwarten, frivole und sozialkritische Songs. Wilde Kapriolen schlagende Instrumentals lassen musikalischen Zirkusklamauk in neuer, moderner Klezmer-rockiger Größe wiederauferstehen. Das zu Tränen des Lachens und der Sehnsucht animierende Liebes- und Anti-Liebeslied „Pupik“ ist eine Ode an die Geliebte, bei der schon in der Eingangszeile die Selbstverständlichkeit anklingt, dass neben der Auserwählten das Auge auch auf andere begehrenswerte Frauen geworfen wird. „Zelda, why do you have this cousin, Zelda, she is much prettier than you”…

Bleibt noch die Frage: Was soll das mit diesem nicht leicht zu verdauenden Band-Namen, der in einigen arabischen Ländern gar als arges Schimpfwort im Umlauf ist? Da zucken die Affen nur mit den Achseln: „Wir Juden dürfen das! Dass wir uns trauen, politisch unkorrekt zu sein und uns selber als Juden verarschen ist unser Überlebensrecht seit jeher gewesen. Aber am Ende suchen wir das Gemeinsame und nicht das Trennende. Wir wollen Gräben einreißen und Brücken bauen – deshalb auch unsere große Freude, für Menschen aus Syrien oder Afghanistan zu spielen.“

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