zitty_gespräch

Extravagante Mode

Die Promis lieben die Extravanganz von Unrath & Strano: Das Berliner Label ist mit eigenem Geschäft und neuer Investorin zurück.

Schön, dass Sie so schnell wieder da sind …
Klaus Unrath: Wir waren nie weg. Mit unserem Investoren, der Icon Fashion Group, haben wir eine neue Firma gegründet und die ging den Bach runter. Aber unsere GbR war nie insolvent. Wir haben gleich weiter gearbeitet und hatten das Glück, dass unsere Privatkundinnen uns treu blieben.

Eine Ihrer prominenten Kundinnen – Minu Barati-Fischer sagte zur Nachricht von Ihrem Konkurs: „Absolut tragisch, sie haben ihr Lebenswerk verloren“. Empfanden Sie das so?
Unrath: Natürlich waren wir geschockt. Aber es war ein schleichender Prozess. Schon nach einem halben Jahr sind wir zum Anwalt und haben versucht, den Vertrag mit Markus Höfels und seiner Icon Fashion Group aufzulösen, da es von Anfang an nicht geklappt hat. Der Schock war also eher, dass man sich in einem Menschen so extrem täuschen kann.

Sie sind auf aufwändige Abendmode spezialisiert. Hatten Sie Zweifel, was das Konzept anging? Die Konkursbegründung lautete ja: mangelnde Verkäufe.
Unrath: Wir sind in Berlin nie verstanden worden, die Leute dachten: Was wollen die mit ihren Abendkleidern hier? Wir waren dann aber ruckizucki in der Presse, weil die Promis froh waren, dass es uns gab. Dass die Frauen, die wir ausstatten, immer extrem viel fotografiert werden, das hat ja einen Grund.

Sind prominente Kundinnen es nicht gewohnt, alles geschenkt zu bekommen?
Unrath: Wir verleihen zwar gelegentlich Teile aus der Show, aber alles, was neu gefertigt wird, wie die Bühnenoutfits für Vicky Leandros oder Sarah Brightman, wird verkauft.

Dennoch haben Sie jetzt auch eine Ready-to-Wear-Linie mit schlichten Tageskleidern und einige T-Shirts im Programm.
Elna-Margret zu Bentheim: Ja, wir haben im Sommer eine extrem tragbare Kollektion gemacht. So können die Damen 24 Stunden am Tag Unrath & Strano tragen.

Frau zu Bentheim, Sie sind im Mai bei Unrath & Strano eingestiegen, in der Boulevardpresse konnte man lesen: „Die Prinzessin öffnet für ihre Freunde den fürstlichen Geldbeutel“. Ist das so?
zu Bentheim: Das ist schon richtig, ich bin die neue Investorin. Und genau wie diese Icon-Fashion-Group-Sache muss in Artikeln über uns eben auch immer die Prinzessin erwähnt werden! Das Krönchen muss mit drauf…

Was hat Sie bewogen, bei Unrath & Strano einzusteigen?
zu Bentheim: Ich war schon immer Fan ihrer Mode. Die beiden haben eine Schnittführung, die jede Frau schlanker und schöner aussehen lässt. Die Silhouette ist toll. Darauf werde ich immer angesprochen, wenn ich etwas von Unrath & Strano trage.

Herr Unrath, Herr Strano, wie machen Sie das?
Unrath: Es liegt an unseren Schnitten, es sind keine Computerschnitte, sondern sie entstehen alle an der Puppe und werden erst dann aufs Papier übertragen. Es gibt so gut wie kein Kleidungsstück von uns, das eine typische Seitennaht und Brustabnäher hat, die Nahtführung geht um den Körper herum, ich arbeite viel mit Drapierungen. Selbst wenn ich ein Sackkleid mache, hat das noch Form, sonst könnte man auch zu Zara oder H&M gehen. Da ist mittlerweile der Unterschied zu Designerwaren viel zu gering. Man kann nur anders sein, wenn man Schnitte produziert, die auf Masse nicht zu produzieren sind.

Sie machen fast nur Kleider, warum?
Unrath: Die Kundinnen mögen das: Morgens hineinschlüpfen,  abends  die Schuhe und den Schmuck wechseln und immer noch gut angezogen sein. Sonst kaufen Kunden nicht mehr Hose, Bluse und Jacke von einem Designer, sondern stückeln alles  zusammen. Bei uns kauft man ein ganzes Outfit.

Wie ist Ihre kreative Arbeitsteilung?
Unrath: Das Entwerfen mache ich allein, die Stoffauswahl, die Arbeit an der Puppe, das Abdrapieren …
Ivan Strano: Und ich meckere dann. Ich bin derjenige, der schaut: Ist es vom Preis noch drin, muss man ein bisschen was weglassen, um weniger Stoff zu verbrauchen?
Unrath: Und Elna ist diejenige, der es gefallen muss. Immer wenn sie da ist, muss sie anprobieren.
zu Bentheim: Man will einen Designer nicht einschränken, sondern sagen: Mach einfach. Danach sind natürlich ab und an Kompromisse zu finden. Denn was nützt mir die schönste Jacke, wenn man den Arm nicht heben kann?

Sie sind nicht nur Model und Muse, sondern auch für den kaufmännischen Bereich zuständig. Was sind Ihre Ziele?
zu Bentheim: Ich möchte die Marke nach vorne bringen, dazu gehört jetzt ein Laden, ein Webshop und der Aufbau des Vertriebs.

Kürzlich eröffneten Sie das Musik Festival New Wave in Riga, wo auch Wladimir Putin zugegen war. Wollen Sie sich internationaler aufstellen?
Unrath: Ja, wir waren bei den Shows und haben die russische Paris Hilton ausgestattet.
zu Bentheim: Xenia Sobchak.
Unrath: Demnächst sind wir in Cannes. Der Bereich, in dem wir gut sind, sind aufwändige Abendroben. Da können wir nicht hier sitzen und warten bis die Kundin mal in Berlin anklopft, da müssen wir hin.
Strano: Nur mit Berliner Frauen kann man nicht überleben.

Dennoch haben Sie sich entschieden, in Berlin Ihren ersten Flagshipstore zu eröffnen.
Unrath: Wir erhalten viele Anfragen, wo man die Sachen kaufen kann. Wir haben unten das Atelier und das Couture Boudoir für die Privatbestellungen, wo man ungestört Maß nehmen kann. Außerdem können wir hier die Kleider so präsentieren, wie wir uns das vorstellen. Das ist wichtig, um auch in andere Geschäfte reinzukommen.

Als wir uns vor sechs Jahren unterhielten, sagten Sie: „Berlin ist hip, kann aber international nicht mitspielen.“ Hat sich das geändert?
Unrath: Nö. Berlin ist die einzige Modemetropole, die keine Kaufkraft hat. Wenn Sie in New York bei Bergdorf Goodmann sind, sehen Sie überhaupt erst, was Mode ist. Wo findet man das in Berlin? Bei Chanel auf dem Kudamm hängt eine Auswahl, die ist ja zum Gähnen. Oder wenn ich die Schuhe von Christian Louboutin in den Läden  sehe – das sind die langweiligsten Modelle! Wenn man Berlin als Modemetropole in Deutschland etablieren will, dann muss es wenigstens ein cooles deutsches Kaufhaus geben, das nur deutsche Labels verkauft.

Dennoch sind Sie Berlin schon lange treu.
Strano: Es ist viel passiert in den letzten zehn Jahren. Unsere Kundschaft fliegt auch ab und zu ein.
zu Bentheim: Gemessen an Gesamtdeutschland ist Berlin ja noch gut. Die Stadt ist ein Anziehungspunkt für Menschen von außerhalb, die ein paar Tage Berlin besuchen und auch einkaufen gehen. Deshalb ist die Lage hier gut – jeder kann etwas mit dem Gendarmenmarkt anfangen.

Von Anfang an haben Sie Brautkleider gemacht, wie inzwischen auch einige andere Berliner Designer. Gibt es da einen so großen Bedarf?
Unrath: Ein Brautkleid ist ein guter Einstieg. Jeder ist bereit, für ein Brautkleid mehr Geld auszugeben. Sonst kommt man ja nicht auf die Idee, sich etwas anfertigen zu lassen. Diese typischen Polyestertörtchen will ja nicht jede. Wobei wir festgestellt haben, dass auch unsere Kundinnen in Richtung Torte gehen, aber wenigstens sind die dann nicht aus Plastik.

Details. Ab 2.9., Markgrafenstr. 33, Mitte, U Gendarmenmarkt, Mo-Fr 11-19 Uhr, Sa 11-18 Uhr, Tel. 95 59 09 30, www.unrath-strano.com