Kiezleben

Historische Kinos in Berlin

Die weltweit erste Filmvorführung vor zahlendem Publikum fand 1895 in Berlin statt, im Rahmen des Varieté-Programms im Wintergarten. An dem Standort in der Friedrichstraße ist jetzt ein Supermarkt. Andere Kinos mit Geschichte wurden bis heute erhalten

Moviemento

Das dienstälteste Lichtspielhaus Berlins wurde 1907 in Betrieb genommen. Der Film war das neue, faszinierende Medium, und überall entstanden Kinos, selbst in handtuchschmalen Ladengeschäften. Das Moviemento hieß damals „Kino-Topp“, nach dem Betreiber Alfred Topp. Möglicherweise leitete sich davon die früher für das Kino gebräuchliche Bezeichnung „Kintopp“ ab.
Kottbusser Damm 22, Kreuzberg, U Hermannplatz, Moviemento

Tilsiter Lichtspiele

Im Jahr darauf folgten die Tilsiter Lichtspiele. 1908 in einem gewöhnlichen Mietshaus eröffnet, lag der Kinobetrieb von 1961 bis 1994 brach, bis er mit verkleinertem Saal und angeschlossener Kneipe wieder fortgeführt wurde.
Richard-Sorge-Str. 25A, Friedrichshain, U Frankfurter Tor, Tilsiter Lichtspiele

Babylon Mitte

1929 erstmals bespielt, ist dieses Kino ein schönes Beispiel für die Prachtbauten, die dem neuen Medium Film bald gewidmet wurden. Der Architekt Hans Poelzig schuf hier in einem fünfgeschossigen Wohn- und Geschäftshaus mit dem großen Saal (heute Saal 1) einen beeindruckenden Vorführraum. Im Krieg wurde das Babylon Mitte nur geringfügig in Mitleidenschaft gezogen und konnte so 1948 wieder eröffnet werden.
Rosa-Luxemburg-Str. 30, Mitte, U Rosa-Luxemburg-Platz, Babylon Mitte

Bali

Die ersten Kinos, die nach dem Krieg neu entstanden, wurden mit viel Improvisationskunst errichtet. Im heutigen Bali (eigentlich: Bahnhofslichtspiele) ließen die russischen Besatzer 1946 eine Projektionsanlage zurück, das verglaste Dach wurde mit Holz abgedeckt: Fertig war das Lichtspieltheater. 1973 übernahm Manfred Salzgeber, der spätere Leiter der Berlinale-Sektion Panorama, das Kino und verpasste ihm ein eigenständiges Programmprofil. Heute überzeugt es vor allem durch sein breites Angebot an intelligenten Kinder- und Jugendfilmen. Baulich ist das Haus nahezu unverändert.
Teltower Damm 33, Zehlendorf, S Zehlendorf, Bali

Zoo-Palast

In den 50er und 60er Jahren entstanden wenige, aber imposante Kinobauten. Ein gutes Beispiel ist der 1957 eingeweihte Zoo-Palast, er hatte als erstes Kino zwei Säle. Das Haus wird gerade umgebaut und im September 2012 wieder eröffnet. Der legendäre  Saal 1, Heimat zahlreicher Uraufführungen, soll originalgetreu erhalten werden.
Hardenbergstr. 29a, Charlottenburg, S+U Zoologischer Garten, Zoo Palast

International

Das Ost-Pendant zum Zoo-Palast, ein Vorzeigeprojekt sozialistischer Architektur, wurde 1963 eröffnet. Mit seinen mit Beton-Reliefs verkleideten Fassaden ist es bis heute architektonisch herausragend. Der Blick aus dem Foyer auf Karl-Marx-Allee und Fernsehturm ist genauso einmalig.
Karl-Marx-Allee 33, Mitte, U Schillingstraße, International

Eiszeit

Dann kam der Siegeszug von Fernsehen und Video, den viele Berliner Kinos nicht überlebten. Bis heute erfolgreich sind hingegen diejenigen, die sich damals eine Nische suchten, fernab des Mainstreams, wo auch kleine Zuschauerzahlen zum Überleben reichen. Diese Arthouse-Kinos bemühen sich um einen künstlerischen Zugang zum Film. Das Eiszeit, erstmals 1981 bespielt, ist eines von ihnen. Der Name stammt aus der Zeit, als es hier noch keine Heizung gab.
Zeughofstr. 20, Kreuzberg, U Görlitzer Bahnhof, Eiszeit