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Jens Schäfer

Worauf ist beim Bleistiftkauf zu achten? Welche Aprikosen sind die Besten? Der Berliner Autor Jens Schäfer über seinen Produktratgeber „Alles, was gut ist“

Warum ein solches Buch?
Weil ich jahrelang unter all den minderwertigen Gegenständen litt, die ich mit nach Hause brachte, die aber ihren Zweck nicht erfüllen. Ständig ärgerte ich mich, weil ich nur darauf geachtet hatte, was wie viel kostet, anstatt darauf, was etwas können muss. Irgendwann dachte ich: Jetzt reicht es. Also schrieb ich dieses Buch.

„Stiftung Warentest“ konnte Ihnen nicht helfen?
Ich war auf der Suche nach etwas Allgemeingültigem. In „Stiftung Warentest“ geht es um konkrete Marken, in meinem Buch aber geht es darum, was ein Produkt können muss, die Merkmale, die dessen Qualität ausmachen.

Haben Sie ein Beispiel?
Regenjacken. Sie sollten aus einer wasserdichten, atmungsaktiven Membran sein und nur wenige, versiegelte Nähte haben. Damit man nicht schon nach wenigen Minuten klatschnass ist, wenn es regnet. Oder Bleistifte. Gute haben eine extra verleimte Mine, damit diese beim Spitzen nicht dauernd abbricht. Oder Pesto. Gutes wird aus Basilikum, Olivenöl und Pinienkernen hergestellt, nicht aus Sonnenblumenöl und Cashewnüssen.

An wen richtet sich das Buch?
Im Grunde an alle, die Geld ausgeben. Es gibt ein sehr wahres englisches Sprichwort, das lautet: „Buy cheap, buy twice“. Nun weiß man aus der Hirnforschung, dass beim Sonderangebotskauf das Belohnungssystem im Gehirn aktiviert wird: Es ist ein gutes Gefühl, ein Schnäppchen zu machen. Insofern hilft das Buch allen, die wissen, dass sie nicht davor gefeit sind, Schwachsinn nach Hause zu schleppen.

Die rund 350 Einträge reichen von Abdeckplanen bis Zürcher Geschnetzeltes. Klingt nach Sisyphus-Arbeit.
Das war es auch. Zunächst habe ich die vielen Ratgeberseiten im Internet hassen gelernt, weil man dort nur auf widersprüchliches Halbwissen stößt. Der Austausch mit meinen Freunden war hilfreich, weil sie mir all die Anekdoten erzählten, die das Buch lebendig machen. Aber um wirklich zu erfahren, worauf es ankommt, musste ich Fachleute kontaktieren: Schreiner, Gemüsehändler, Bäcker. Ich kenne auch sämtliches Fachpersonal in den Kaufhäusern dieser Stadt.

Haben Sie ein Lieblingsprodukt?
Ich habe Lieblingsanekdoten. Die Geschichte von einem Freund zum Beispiel, dessen Keller ausgeräumt wurde, weil er ein billiges Vorhängeschloss gekauft hatte und der seine Sachen später im Internet wiederfand. Oder von einem Sarg, in dem der Onkel eines Freundes lag. Die Tante hatte einen teuren Ulmensarg bestellt und bemerkte bei der Beerdigung, dass ein verkratzter Kiefernsarg geliefert wurde.

Details. Bloomsbury Berlin 2011, 208 Seiten, 16,95 Euro, schnaeppchenfreiezone.de