Familie

Berliner Schulessen 2014: Teurer aber auch besser?

Abwarten und Tee trinken: Berlins Schulessen ist jetzt teurer und soll besser schmecken. Doch zum Jubeln ist es noch zu früh

Von „superlecker“ bis „enttäuschend“ reicht die Palette der Einschätzungen nach dem Neustart des Berliner Schulessens. Obwohl die Caterer seit dem 10. Februar alle zum selben Preis von 3,25 Euro pro Mahlzeit kochen, sind die Unterschiede immens. Viel Lob gibt es für einen Neuling auf dem Anbietermarkt, Z-Catering, der bisher keine Erfahrung mit Schulessen hatte, dafür umso mehr mit Events und Betriebsküchen. „Die Kinder sind begeistert“, berichten ­Eltern aus verschiedenen Schulen. Das Essen sei abwechslungsreich und hübsch angerichtet. „Aber noch ist nicht klar, ob die das Niveau durchhalten“, gibt ein Vater zu bedenken. Z-Catering hatte beim Probeessen so gut abgeschnitten, dass sie für etwa 8.000 Portionen den Zuschlag bekamen.

Früher interessierten sich derartige Caterer gar nicht für diesen Markt. Denn bis Januar galt beim Schulessen: Der billigste Anbieter gewinnt. Der Preiskampf führte dazu, dass viele Kinder jahrelang mit Matschkartoffeln, brauner Sauce und verkochtem Brokkoli abgefüttert wurden, denn manche Anbieter gaben sich mit Preisen unter zwei Euro pro Essen zufrieden. Der Preiskampf machte es anspruchsvollen Caterern schwer – bis auch die letzten im Jahr 2012 eine Ausschreibung boykottierten. Die Brechdurchfall-Epidemie durch vergammelte Erdbeeren des Großcaterers Sodexo steigerte dann die Bereitschaft des Senats und der Eltern, mehr für besseres Essen auszugeben.

Noch ist nicht klar, wieviel von diesem Geld in die Qualität des Essens fließt

Noch ist nicht klar, wieviel von diesem Geld in die Qualität des Essens fließt. Den möglicherweise höheren Bioanteil können die wenigsten Kinder schmecken, und seine Kontrolle ist schwierig. Anders ist es mit dem Getränk, das jetzt obligatorisch ist. Daran kommen die Caterer nicht vorbei. Aber manche entledigen sich dieses Auftrags gern mit der Billigvariante „Kräutertee“, was nicht unbedingt den Erwartungen an einen Qualitätssprung entspricht. Auch das neuerdings vorgeschriebene Stück Obst weckt keine große Begeisterung, weil viele Caterer auch bislang schon einen Apfel oder eine Kiwi auf dem Essensplan hatten. Bliebe da noch die Vorschrift, häufiger Salat oder gar ein Salatbuffet zu bieten. Auch an diesem Punkt kann es Enttäuschungen geben, weil nicht alle Schulen über Kühltheken verfügen, und ohne eine derartige Ausstattung sei das mit dem Salatbuffet kaum machbar, heißt es beim Anbieter „Luna“. Was dann auf kleine Salattellerchen hinausläuft, die sich die Kinder nicht selbst zusammenstellen können.

Dennoch überwiegt die Aufbruchstimmung, denn der höhere Preis hat den Markt und die Konkurrenz belebt. Wenn ein Caterer nicht das hält, was er beim Probessen versprach, weiß er, dass er seinen Auftrag verlieren kann, denn es gibt halbjährliche Kündigungsfristen. Wenn sich also herumspricht, dass andere Caterer besser sind, könnten schwache Anbieter schnell verschwinden. „Ich hoffe, dass die neuen Caterer Maßstäbe setzen“, sagt auch Erika Takano-Forck von der Schulessen-AG des Landeselternausschusses. Inge Hirschmann vom Grundschulverband glaubt, dass erstmal drei Monate vergehen müssen, bevor Eltern beurteilen können, ob es sich lohnt, dass sie jetzt pro Monat 37 statt 23 Euro für das Schulessen zahlen. Schwer haben es Schulen, für die sich keine oder nur schlechte Caterer beworben haben, weil sie nicht rentabel zu beliefern sind. Das gilt insbesondere für Sonderschulen, die bis Klasse 10 oder 13 gehen: Die erwachsenen Schüler essen mehr als Grundschüler, dennoch erhalten die Caterer nur den Standardpreis von 3,25 Euro. „Wir werden diese ­Probleme mit der Bildungsverwaltung besprechen“, kündigt Pankows Bildungsstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz an.