Hightech für jedermann

Berlins ‚Bessermacher‘ : Arbeit

Prenzlauer Berg: Bevor die Revolution beginnen kann, muss Wolf Jeschonnek erst noch ein paar Aufträge abarbeiten. Ein Kunde wartet beispielsweise darauf, dass ein 3D-Drucker einen Plastikkopf druckt, dreidimensional, versteht sich. Im Gehäuse fährt der Druckerkopf über drei Achsen und zieht über eine Spule Plastik, das er an die richtige Stelle setzt. Als Vorlage dient eine 3D-Grafik. 30 Stunden braucht der Drucker für die 15 Zentimeter hohe Figur.
Vor drei Jahren hat der 31-jährige Produktdesigner mit zwei Kollegen das Fab Lab Berlin gegründet. Sie vermieten aufwendige Geräte wie Lasercutter und 3D-Drucker, die schnell einige Tausend Euro kosten. Freitag ist Tag der offenen Tür.
In den USA gilt die Technik als revolutionär, weil der Konsument zum Produzenten wird. Ob Kaffeetasse, Handyschale oder Gitarrengehäuse: Mithilfe einer selbst gebauten Grafik kann jeder machen, was er will, auch wenn das teurer ist als ein Serienprodukt und länger dauert. Auch für Spezialanfertigungen in der Medizintechnik sind die Geräte beliebt, so baute im Berliner Fab Lab ein Kunde, der Probleme mit seinen Stimmbändern hatte, ein winziges Teil einer Spritze für seine Behandlung nach.
Zehn Euro zahlt der Kunde pro Stunde für die Benutzung, plus Materialkosten. Ein Kilogramm Plastikspule kostet 40 Euro, für den Plastikkopf reichen 300 Gramm. Reich werden Jeschonnek und die beiden anderen Gesellschafter der GmbH vermutlich nicht mehr. Zumal die Revolution ihnen selbst in die Quere kommen kann. Die Geräte werden immer günstiger. Und wenn bald jeder einen Drucker zu Hause hat, ist das Fab­ Lab vielleicht bald so antiquiert wie ein Internetcafé. Aber das ist immer das Risiko eines Revolutionärs: dass er sich selbst abschafft. Stefan Tillmann

Erfolgschance: 6/10
Großer Trend für die nächsten zehn Jahre
ww.fablab-berlin.org