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In den Falten das Eigentliche

In den Falten das Eigentliche
Johanna Diehl, OBJEKT l, aus der Serie Dead Dad Wild Country, Fine Art Print, 69 x 55 cm | Johanna Diehl

Auch mit ihrer Familiengeschichte hat sich die Berliner Künstlerin Johanna Diehl, Großnichte des Documenta-Gründers Arnold Bode, beschäftigt. Dafür sah die Künstlerin Nachlässe aus der Generation ihrer Großeltern durch, die vom Schweigen über die Nazi-Zeit und emotionaler Kälte in Familien erzählen. Di-So 11-18 Uhr


Informationen des Veranstalters

„Wer einmal den Fächer der Erinnerung aufzuklappen begonnen hat, der findet immer neue Glieder, […] kein Bild genügt ihm, denn er hat erkannt: es ließe sich entfalten, in den Falten erst sitzt das eigentliche […].“ (aus: Walter Benjamin, Das Passagen-Werk)

Im Winter 2019/20 zeigt das Haus am Waldsee eine erste institutionelle Einzelausstellung mit der vielfach ausgezeichneten Fotokünstlerin Johanna Diehl (*1977) in Berlin. Frei nach Walter Benjamin entwickelt sie ihre Arbeit aus dem Gedanken heraus, dass das Eigentliche der Geschichte in den Falten der Erinnerung steckt. So spürt sie das Verborgene, oft auch Vergessene im jüngeren Gedächtnis Europas auf und findet zu Bildern, die sensibel konstatieren, statt aufzuklären oder zu beeindrucken.

In ihren jüngsten Serien bezieht sich Diehl auf private Biographien der westdeutschen Nachkriegszeit. Dafür hat die Großnichte von documenta-Gründer Arnold Bode Diamagazine, Tagebücher und Archive ihrer Großelterngeneration ausgewertet. Darunter prominente Verleger und Architekten in Kassel. Präzise setzt sie Traumata ins Bild. Ihre Arbeiten handeln von Aufbruch und Schweigen der ersten Dekaden nach 1945 sowie von den seelischen Nachwirkungen der Nazivergangenheit in den Generationen bis heute. Dabei bildet Fritz Zorns Lebensbeichte „Mars“, die Mitte der 1970er Jahre international Aufsehen erregte, eine historische Quelle dafür, wie das Innenleben der jungen Generation damals aussah.

Johanna Diehl hat in Leipzig und Paris unter anderem bei Timm Rautert, Boris Mikhailov sowie Jean-Marc Bustamante Kunst studiert. Sie ist Professorin für Fotografie in Würzburg und lebt in Berlin.

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