Frank Wedekinds Dramen „Erdgeist“ (1895) und „Die Büchse der Pandora“ (1902) wurden als „Lulu“ zusammengefasst – und anschließend zensiert, später aber als Stummfilm und Oper adaptiert. Der Urtext wurde erst 1988 von Peter Zadek inszeniert. Wirft man einen Blick auf die Rezeptionsgeschichte, wirkt es, als, projizierten Männer ihre Phantasien auf die Figur und ihre Geschichte. Stefan Pucher hinterfragt, inwieweit vor dem Hintergrund von #meToo „Lulu“ als institutionalisierte Form der Unterdrückung gelesen werden kann. Lilith Stangenberg kehrt in der Titelrolle erstmalig nach dem Abschied von Frank Castorf als Intendant an die Volksbühne zurück.
Informationen des Veranstalters
Wedekinds Stück, bestehend aus den Dramen „Erdgeist“ und „Büchse der Pandora“, hat eine denkbar wechselhafte Entstehungs-, Aufführungs- und Rezeptionsgeschichte: Umschreibungen, Privataufführungen, Verbote, schließlich Überarbeitung zum Drama „Lulu“. Und doch bleibt es eine Geschichte der Projektionen und Lulu das Objekt: Ein Mann schreibt, andere Männer setzen das Drama auf Spielpläne, noch mehr Männer inszenieren ihre Phantasien. Jetzt haben wir #MeToo, Harvey Weinstein ist verurteilt, der Literatur-Nobelpreis wurde ausgesetzt, toxische Männlichkeit ist in ihren brutalen und erniedrigenden Formen erkannt und wird mindestens zunehmend auch geahndet. Dann kann „Lulu“ also in den Giftschrank. Oder beschreibt Wedekind eine Unruhe und die brutale, gesellschaftliche Organisation der Unterdrückung – von der dann endlich Lulu erzählen sollte?
Infos
- Veranstaltungsort
- Volksbühne Berlin
- Adresse
- Rosa-Luxemburg-Platz, 10178 Berlin
- Telefon
- 030 24 06 57 77
- Öffis
- UBAHN: Rosa-Luxemburg-Pl.
BUS: N2, N54
TRAM: M2 - Weitere Künstler
- von Frank Wedekind, Regie: Stefan Pucher, mit Lilith Stangenberg, Jan Bluthardt, Silvia Rieger u. a.
- Datum
- 01.03.2020