Der Vorteil dieser Elbeetappe: Sie verläuft von Süden nach Norden. Oder von Norden nach Süden. Jedenfalls nicht von Ost nach West, denn das würde häufig Gegenwind bedeuten. Der Elberadweg ist seit vielen Jahren der beliebteste Fernradweg Deutschlands und ein Teil führt durch Brandenburg. Wir aber wollen von Brandenburg nach Sachsen-Anhalt radeln, in die Landeshauptstadt Magdeburg, und zwischendurch in einer der schönsten Städte an der Elbe übernachten: in Tangermünde.
Leider ist der Anfang etwas schwerfällig. Vom Bahnhof Glöwen, innerhalb einer Stunde von Berlin zu erreichen, geht es parallel zur Bundesstraße nach Havelberg. Ein schnurgerader, langweiliger Radweg. In Havelberg ist endlich die Elbe in Sichtweite. Mit einer Fähre geht es an das gegenüberliegende Ufer. Dort führt der Elberadweg wieder vom Fluss weg, durch eine Feld- und Wiesenlandschaft. Bei Stade ist der touristische Tiefpunkt erreicht. Industrieanlagen und die Reste eines Kernkraftwerkes erzeugen leichten Grusel. Immerhin: Die Werke schaffen Arbeitsplätze. Viele scheinen dennoch nicht in der Region zu bleiben. Arneburg wirkt ausgestorben. Welch ein Kontrast ist die anschließende Einfahrt nach Tangermünde! Hinter der modernen Elbebrücke liefern sich prächtige Kirchen einen Wettkampf um den längsten Turm. Massive Mauern schützen die mittelalterliche Stadt und über allem thront das alte Schloss von 1699, heute ein Wellness-Hotel mit allen Raffinessen. Hier endet der erste Radtag, mit einem Saunagang, einer Massage und einem Bad im Whirlpool.
Tag zwei der Tour wird sehr viel sportlicher. 75 Kilometer sind es bis Magdeburg. Das hört sich viel an, aber die Zeit vergeht wie im Fluge. Die Landschaft breitet sich vor einem aus wie ein Flokati: lieblich und weich, glatt gestrichen von den vielen Fluten, die das Land heimsuchten. Einige Dörfer liegen geschützt auf einer Art Hallig, andere versinken regelmäßig im Wasser, das zeigen die Hochwassermarken an den Fassaden. Häufig verläuft der Elberadweg auf dem Deich. In Rogätz wechseln wir erneut mit der Fähre das Elbufer. Rund 60 Kilometer stehen nun auf dem Fahrradtacho. Wem diese Distanz genügt, der kann in Burg in die Bahn steigen. Doch die letzten 15 Kilometer bis Magdeburg bringen weitere ungewöhnliche Eindrücke. Das Wasserstraßenkreuz: Der Mittellandkanal überquert die Elbe. Unvorstellbare Kräfte müssen auf diese Brücke wirken, die dennoch filigran und leicht wirkt. Die letzten Kilometer bis Magdeburg ziehen sich ein wenig. Aber bis in das Zentrum bleibt es grün. Ein Großteil der Altstadt wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Ein erfrischendes Bier und ein deftiger Schweinebraten dürfen es aber noch sein (Prager Bierstuben, Leiterstraße 3, Tel. 0391-544 66 16, www.wenzel-bierstuben.de), bevor uns die Bahn (RE1 oder Harz-Berlin-Express) pappsatt zurück nach Berlin bringt.