Um Klassen besser

Lehrer des Jahres – Robert Rauh

Der Berliner Robert Rauh ist mit dem Deutschen Lehrerpreis 2013 ausgezeichnet worden. In unserem Fragebogen muss er sich noch einmal beweisen und zeigen, was das ist: ein guter Pädagoge

Ruhm 1/4
Hirn 4/4
Herz 3/4
Kohle 1/4

Aufgabe 1: Sie sagen, vor dem Lehramtsstudium sollte erst die soziale Kompetenz der Anwärter getestet werden. Was wären die wichtigsten Social Skills?

  • Autorität
  • Einfühlungsvermögen
  • Coolness
  • Motivationsvermögen

Im Prinzip alle Antworten! Es sollte eine Balance sein: zwischen Autorität und Lernpartnerschaft, zwischen Strenge und Coolness; zwischen Distanz und Nähe. Und ganz wichtig: Respekt vor der Schülerpersönlichkeit! Vor jeder!

 

Aufgabe 2: Sie haben den Job des Lehrers mit dem des Regisseurs verglichen. Welcher Filmtitel entspräche am ehesten dem Schulalltag?

  • No Country for Old Men
  • Bang Boom Bang
  • Armee der Finsternis
  • Alles auf Abi

Der Dokumentarfilm von Matthias Pasler porträtiert vier Schüler des Abi-Jahrganges 2008 aus Hohenschönhausen während des letzten Schuljahres – über die Abschluss­prüfungen bis zum Abiturball. Die Kamera ist hautnah dabei und schnappt Originaltöne von Schülern wie Lehrern auf. Schulalltag live!

 

Aufgabe 3: Sie erwischen einen Schüler, der sich in der großen Pause einen Joint drehen will. Ihre Reaktion?

  • „Das kommt mir nicht in die Tüte!“
  • Sie halten den Schüler fest und rufen einen Fotografen von der B.Z. an – in der Hoffnung, dass Ihre Schule in den Medien zur Problemschule erklärt wird, die vom Senat massiv gefördert werden muss.
  • Sie konfiszieren das Zeug und freuen sich auf den Feierabend.
  • Ich bringe den Schüler umgehend zur Drogenbeauftragten meiner Schule.

Wie uncool! Ich weiß! Aber sorry, hier hört der Spaß auf.

 

Aufgabe 4: Eine Schülerin trägt einen deutlich zu kurzen Rock, was tun Sie?

  • Ich zerreiße meinen Mantel und schenke ihr eine Hälfte, auf dass sie nicht mehr so friert.
  • Ich beende den Unterricht und diskutiere mit den Schülern Alternativ-Outfits aus der InStyle.
  • Ich bringe am nächsten Tag blickdichte Baumwollstrumpfhosen für alle mit. Sicher ist sicher.
  • Ich gebe ihr die Adresse einer der Model-Agenturen, die vor allen Schulen auf Casting-Pirsch sind.

Sollte die Schülerin dann tatsächlich einen Model-Vertrag bekommen, muss sie eine Kurs- bzw. Klassenfahrt nach Mailand spendieren. Beim Schulleiter wird die Fahrt als fächerübergreifendes Geschichtsprojekt angemeldet: Mode im antiken Rom.

 

Aufgabe 5: Gegen den Trend schreiben Sie noch mit Kreide. Was ist der Vorteil?

  • Die Wurfgeschoss-Qualitäten.
  • Man kann immer jemanden zum Wischen verdonnern – als Disziplinierungsmaßnahme.
  • Das hat rein umweltschutztechnische Ursachen. Ich bin gegen stinkende Chemie-Stifte.
  • Kreide bleibt die alternative Energie für innovativen Unterricht.

Wenn der Strom ausfällt, die Whiteboards abstürzen und alle Lehrer genervt zum IT-Verantwortlichen der Schule rennen, kann ich mit der Kreide weiter die Tafel voll schmieren. Und die Schüler müssen es auch noch abschreiben.

 

Aufgabe 6: Sie sind auf Klassenfahrt. Ihre Kollegin hat beim Abendessen zuviel getrunken und reißt vor den Schülern dreckige Witze. Was tun Sie?

  • Ich schreie jedes Mal laut „Piiiep“, wenn ein versauter Begriff fällt.
  • Ich gieße ihr Wein nach. Bald fängt sie an zu lallen und dann versteht eh keiner mehr was.
  • Ich weise sie darauf hin, dass ihr Verhalten ungebührlich und unentschuldbar ist. Dann erzähle ich den Witz mit dem Arzt und der Frau.
  • Ich  wende  das  Prinzip  an:  Gleiches Recht für alle!

Wer auf Klassenfahrt Alkohol trinkt und erwischt wird, fährt nach Hause – und wird den Eltern übergeben. Vorher lasse ich alle Handy-Videos löschen.

 

Aufgabe 7: Einem Schüler geht es erkennbar schlecht. Was tun Sie, um ihn aufzumuntern?

  • Ich leihe ihm die DVD „Dancer in the Dark“ aus, ein Musical. Es ist der lustigste Film, den ich kenne.
  • Ich bitte ihn, vor die Klasse zu treten und ganz genau zu erläutern, was ihm fehlt.
  • Ich lasse ihn in eine andere Klasse verlegen. Einen Stinkstiefel kann ich nicht gebrauchen.
  • Ich biete ihm einen Joker an.

Schüler der Oberstufe dürfen in meinem Unterricht zwei Mal im Semester den Joker ziehen – und sich von der Leistungsbewertung ohne Angabe von Gründen „befreien“ lassen. Unter zwei Bedingungen: Sie müssen es mir vor der Stunde ansagen und dürfen während der Stunde ihren Kopf nicht auf die Tischplatte legen. Die Regel praktiziere ich tatsächlich! Nebenbei gefragt: Wer heitert eigentlich den Lehrer auf?

Die Antworten von Robert Rauh sind rot markiert

Robert Rauh, 46, unterrichtet Geschichte am Barnin-Gymnasium in Hohenschönhausen.  Mit ihm wurden 15 weitere Lehrer aus Deutschland ausgezeichnet