Die größte Hürde, um mit Hauptstadtkindern ab Ruhlsdorf-Zerpenschleuse entlang des Finowkanals zum Zoo Eberswalde zu radeln, muss man bereits in Berlin nehmen: Denn der Zug hat in der Regel nur ein Fahrradabteil.
Angekommen in Ruhlsdorf-Zerpenschleuse ist jeder Anreisestress jedoch umgehend vergessen: Der Fahrradweg beginnt direkt neben dem Bahnsteig, von dem aus nicht einmal mehr eine einzige Stufe überwunden werden muss. Nachdem man kurz eine breite Schotterstrecke genommen hat, geht es anschließend ein Stück auf einem asphaltierten Fuß- und Radweg zwischen Finowkanal und Straße. Das war’s dann aber erst mal mit dem – ohnehin nur mäßigen – Autoverkehr. Denn nach einer Zickzackkurve begleitet der Asphaltweg nur noch den Finowkanal malerisch zwischen Bäumen und ein bisschen Böschung. Während die Großen irgendwas von „toller Luft“ raunen, schreit es aus den Kleinen raus: „Ein Storch!“, „Ein Eichhörnchen!“ oder „Da schwimmt was unter Wasser!“
Ein Hecht? Ein Karpfen? Ein Zander? Die Angler, die man unterwegs immer wieder antrifft, können auf Petri Heil hoffen. Doch es tummeln sich nicht nur Schuppentiere im Finowkanal. Ein buntes Naturlehrschild informiert über Biber, die hier leben und von denen man in günstigen Momenten am Abend schon mal ein Exemplar durchs Wasser paddeln sehen kann. Apropos Schilder: Der Radweg ist nahezu perfekt ausgeschildert.
Noch vor Marienwerder kommen auf einer eingezäunten Waldwiese plötzlich grau-beige Pferdchen neugierig angaloppiert. Sind es Liebenthaler Wildpferde oder eher Koniks, Pferde, die im Wildpark Schorfheide ihr Auskommen gefunden haben? Ein Nerd-Thema für mitradelnde Pferdemädchen.
Nach Marienwerder leitet einen der Fahrradweg dann weg vom Finowkanal. Nachdem man die Autobahnbrücke der A11 überquert hat, landet man auf der Biesenthaler Straße. Große und kleine Technik-Freaks hätten hier die Gelegenheit zum Besuch des Luftfahrtmuseums Finowfurt.
Angekommen in Finow erinnern in Wassernähe liegende Villen mit Patina sowie Industrie-Ruinen daran, dass der Finowkanal über diverse Zeitperioden wichtiger Transportweg war und die Wirtschaft befügelte.
Kurz nach der riesigen und mit ihren vielen zerschlagenen Fenstern gespenstisch wirkenden Papiermühle Wolfswinkel macht sich der Autoverkehr bemerkbar. Doch nun ist es nicht mehr weit bis zum Zoo Eberswalde. Dieser selbst ernannte schönste kleine Zoo Deutschlands lohnt sich für Familien übrigens wirklich. Mit frei fliegenden Vögeln oder Flughunden im begehbaren Tropenhaus sowie Kletterstegen, auf denen Waschbären über den Köpfen der Besucher turnen, dürfen sich nicht nur die Tiere vergleichsweise frei fühlen.
Angenehm übrigens, dass es bei der Rückfahrt in der Regionalbahn deutlich weniger Gedränge gibt: Dank der mittlerweile vergrößerten Fahrradabteile findet jeder sein Plätzchen.