Im Kurort Bad Saarow gibt sich Brandenburg mondän. Auf der „Adler trifft Zander“-Tour bleibt aber auch Zeit für stille Momente in der Natur
Text Kajsa Philippa Niehusen
Bereits der Bahnhof zeigt: Bad Saarow will mehr sein als eine Brandenburger Kleinstadt. Direkt vor dem liebevoll gestalteten Bahnhofsvorplatz von Bad Saarow liegt ein kleiner Kreisverkehr, den wir Richtung Uferpromenade verlassen. Hier wandeln viele Erholungssuchende, Radfahren ist aber auch erlaubt. Schicke Villen säumen die Straßen. Der Kurort am Scharmützelsee war in den Goldenen Zwanzigern ein beliebtes Ausflugsziel der Berliner High Society und Künstler wie etwa Maxim Gorki. Nach dem entspannten Rollen auf der geschützten Promenade strengen die wenigen Kilometer bis nach Reichenwald umso mehr an: Es geht kontinuierlich bergauf, und über die weiten Felder bläst uns ein erbarmungsloser Wind entgegen. Das Gute ist aber: Nach dieser anfänglichen Strapaze ist der Rest der Strecke ein Kinderspiel; entspannt, aber abwechslungsreich. Das einzig Hinderliche an dieser Tour sind die vielen Bademöglichkeiten, die einen immer wieder zu einer Pause und einem Sprung in die Seen mit ausgezeichneter Wasserqualität verleiten.
Am Ende des verschlafenen Nests Reichenwald geht es links in den Wolfswinkel, ein asphaltierter Radweg führt hier durch den Kiefernwald, zur Rechten blitzt verlockend das Wasser des Großen Storkower Sees zwischen den Bäumen hervor. Allerdings ist das Ufer derart dicht mit Schilf bewachsen, dass man hier noch nicht baden kann. Nach wenigen Minuten gabelt sich der Weg, wir verlassen ihn nach links in Richtung Dahmsdorf, wo wir eine verdiente Pause am kleinen Strand einlegen.
Hinter Dahmsdorf führt die Strecke bis Wendisch-Rietz teilweise über eine Landstraße. Auch hinter Wendisch-Rietz geht es zunächst auf der Beeskower Chaussee nach links Richtung Diemsdorf-Radlow auf der Landstraße weiter. Allerdings ist die derart wenig befahren und gut einsehbar, dass sie stressfrei zu meistern ist. Nichts für Angsthasen sind allerdings die verlassenen Gutshäuser und Ferienanlagen, die mitten im Nirgendwo vor sich hin rotten. Wir überlegen kurz, auf Fototour durch die Ruinen zu streifen; als es hinter den zersplitterten Fenstern einer Villa laut poltert, schwingen wir uns aber lieber wieder aufs Rad. Der Radweg Richtung Bad Saarow ist auf dieser Seite des Scharmützelsees sehr gut ausgeschildert. Einige Familien sind mit ihren Kindern unterwegs. Besonderen Anklang findet eine Gruppe Schafe und Ziegen am Ufer des Sees, die sich gern von den Zaungästen füttern lassen. Zwischen den Dörfern durchfahren wir eine riesige neue Ferienanlage mit Blick auf den See, diese allerdings sehr belebt. Ab jetzt gilt es nur noch, der Straße durch Pieskow nach Bad Saarow zu folgen und unterwegs nochmals über die überdimensionierten Villen zu staunen.
