Es ist irgendwie verrückt: Die Menschen fliegen Tausende Kilometer weit, um sich zu erholen. Um sich zu besinnen. Und geraten in Stress, weil sie das Flugzeug verpassen könnten.
Dieser Ausflug soll nicht als Plädoyer gegen das Fernreisen verstanden werden, sondern als ein Appell an die Vernunft. Wer Ruhe und Geborgenheit sucht, der muss nicht in die Ferne schweifen. Erholung findet der Berliner auch im Umland. Keine Stunde entfernt. Je nach Verkehrsmittel (Anreise mit Auto oder Bahn) beginnt diese Rundfahrt entweder am Bahnhof oder direkt im Hotelresort, das in einem parkähnlichen Waldgebiet liegt, idyllisch am Madlitzer See. Einst versorgte die Wassermühle die Bewohner der Gegend mit Mehl. Heute ist das Vier-Sterne-Hotel ein wichtiger Arbeitgeber in der Region. Wir beginnen die Rundfahrt von insgesamt 54 Kilometern Länge Richtung Briesen (Mark). Fünf Kilometer geht es durch den Wald. Kurz danach überqueren wir die Autobahn und holpern auf einer unbefestigten Straße zur Kersdorfer Schleuse. Doch was lugt da hervor? Mitten im Wald steht ein Denkmal. Friedrich I. soll hier 1696 einen kapitalen Hirsch erlegt haben. Das Geweih hatte 66 Enden und hängt bis heute in der Moritzburg in Sachsen. Es gilt als größtes Geweih der Welt.
Hinter Kersdorf rollen wir über den Oder-Spree-Kanal und stoßen erneut auf eine Besonderheit: ein ehemals geheimes Ferienlager der Stasi, in dem die Staatssicherheit westdeutsche RAF-Terroristen ausbildete. Derzeit entsteht auf dem Erholungsgelände ein Baumhaus zum Übernachten. Weiter geht es durch den Wald nach Berkenbrück, bei Regen wegen des instabilen Untergrunds kein Vergnügen. Ab Berkenbrück fährt es sich besser, aber nicht unbedingt schöner. Fürstenwalde rückt näher und damit die Schattenseite einer Stadt: Autoverkehr. Optional ist ein Abstecher in die Innenstadt möglich. Sehenswert ist der Dom St. Marien, der nach dem Zweiten Weltkrieg halb historisch, halb modern wiederaufgebaut wurde. Nach fünf Kilometern verlassen wir Fürstenwalde über die Johann-Sebastian-Bach- und Buchholzer Straße. Wir nutzen nun den gut ausgebauten Oderbruchbahnradweg, der nach drei Kilometern querfeldein führt. In Steinhöfel buhlt ein Schlosshotel um Hochzeitsgäste. Die Parkanlage im englischen Stil darf von der Öffentlichkeit betreten werden. Eine gute Gelegenheit für eine Rast. Für 55 Euro kann ein Picknickkorb für zwei Personen im Schloss abgeholt werden, inklusive Flasche Wein. Bis zum eigenen Quartier sind es noch 15 Kilometer. Dort sind die Restaurants in jedem Fall ausgezeichnet.