Radtour 3

Zu Merkel nach Meseberg

Wenn die Regierung in Ruhe mit Gästen plaudern will, zieht sie sich in dieses Schloss zurück. Gleich nebenan: ein gemütliches 4-Sterne-Hotel
Text Martin Hildebrandt

Angela Merkel, nein, sie wird nicht zufällig aus dem Fenster winken, aus dem barocken Schloss Meseberg, dem Gästehaus der Bundesregierung. Merkel zieht sich, wenn sie genug vom Politik­betrieb hat, nach Hohenwalde in der Uckermark zurück, in ein weitaus weniger prächtiges Häuschen.

Schloss Meseberg ist fast ausschließlich für Staatsgäste da. Mitunter tagt dort das Kabinett, wenn es ans Eingemachte geht. An rund 350 Tagen im Jahr steht das Haus jedoch leer, scharf bewacht von der Bundespolizei. Die Kontrollgänge lassen sich gut aus den Zimmern beobachten, in denen auch Max Mustermann und Erna Kawuppke übernachten dürfen. Wir schlafen in einem Doppelzimmer im Schlosswirt Meseberg, einem Vier-Sterne-Hotel gleich nebenan, das ebenfalls von der Messerschmitt Stiftung betrieben wird. Diese hat scheinbar so viel Geld, dass sie nicht nur das Schloss für einen symbolischen Euro im Jahr an die Regierung vermietet, auch die Zimmer im Wellness-Hotel sind ab 88 Euro vergleichsweise günstig.
Da es auf Dauer im Spa-Bereich mit Sauna langweilig werden kann, lohnt es, aufs Rad zu steigen, schließlich lockt rund um Meseberg ein Netz aus gut ausgebauten Radwegen.

Die Rundtour beginnt auf einer Fahrradstraße, die südlich aus dem Dorf Meseberg hinausführt. Nach fünf Kilometern biegen wir nach rechts Richtung Glambeck ab. Wir befinden uns nun auf dem Radweg Löwenberger Land, der durch beschauliche Dörfer nach Lindow führt. Lindow liegt zwar wunderschön zwischen drei großen Seen, aber die Zeit scheint dort stehen geblieben zu sein. Der Ort wirkt verschlafen, teilweise fast ausgestorben. Dasselbe gilt für die kleinen Dörfer am Gudelacksee, den wir nun umrunden. Der Abschnitt zählt zu den schönsten auf der gesamten Tour. Bezaubernd immer wieder der Blick auf den See mit der Insel Werder, die von einem Bio-Bauernhof bewirtschaftet wird. Weniger spannend ist leider der letzte Teil von Lindow über das Straßendorf Keller zurück nach Meseberg. Erst geht es schnurgerade neben einer viel befahrenen Landstraße entlang, dann auf Seitenstraßen durch das Örtchen Baumgarten zurück nach Meseberg. Kraft kosten auch die vielen Hügel, die kurz vor dem Ziel zu erklimmen sind, auch wenn diese nicht mit Bergetappen zu vergleichen sind. Uns bringen sie jedenfalls am Ende der Strecke mächtig ins Schwitzen. Aber alles halb so wild. Der Schlosswirt rückt ins Blickfeld. Neben der Landente für 18,50 Euro serviert er auch eine deftige Currywurst mit Krautsalat und Pommes (9,50 Euro). Das Schöne: Radfahrer dürfen sich diese kalorienreichen Genüsse erlauben.