Radtour 30

Auf dem Europaradweg durch den Osten Berlins

Der Fernradweg führt bis nach St. Petersburg. Aber schon in Berlin überrascht die Strecke mit ungewöhnlichen OrtenVon Boulogne-sur-Mer an der französischen Kanalküste führt der Europaradweg R1 über 3.600 Kilometer nach St. Petersburg. Davon führen knapp 70 Kilometer durch Berlin, vom Südwesten an der Havel entlang über die Innenstadt in den Südosten. Und weil am Wegesrand mit entspannter, grüner Streckenführung viel Schönes und Bizarres zu entdecken ist, lohnt es nicht, die Kilometer zu fressen. Besser, man macht zwei Etappen daraus.

Als Ausgangspunkt bietet sich der Ostbahnhof an. Nach einem Rechts-links-Schlenker über die Oberbaumbrücke und entlang des Indie-Ballermann an der Schlesischen Straße führt der R1 am Treptower Park entlang. Rechts grüßt das Sowjetische Ehrenmal, das aus der Distanz sympathisch unmonumental wirkt.
Kurz nach der Archenholdsternwarte geht es links in die Bulgarische Straße. An der Insel der Jugend stoßen wir auf den Fluss. Am Ufer entlang radeln wir weiter Richtung Süden. Rechts erinnern das Riesenrad und umgestürzte Dinosaurier an den Spreepark. Der Zaun wurde sichtbar aufgerüs­tet. Für alle, die trotzdem mal reingucken wollen: Es gibt regelmäßig Führungen durch die verwunschene Vergnügungspark-Ruine.

Wenige Meter weiter setzen wir mit der Fähre über die Spree über. Sie fährt etwa alle 20 Minuten, ein BVG-Kurzstreckenticket genügt. Auf der anderen Seite führt die gut ausgeschilderte Strecke durch autofreie Gefilde, zunächst durch die Kleingartenkolonie Wilhelmstrand, dann durch die Eichenwälder der Wuhlheide.
Wer Sightseeing grundsätzlich lästig findet, kann es hier im Schnelldurchlauf erledigen: Rechts der Strecke befindet sich der Modellpark Berlin-Brandenburg, in dem über 80 berühmte Bauten im Maßstab 1:25 zu bewundern sind. Links biegen wir in die Straße An der Wuhlheide ein und nach knapp zwei Kilometern rechts in die Spindlersfeldstraße. Nach dem Überqueren der Spree werden wir durch ein Wohngebiet gelotst, bis nach einer erneuten Flussquerung links die Köpenicker Altstadt wartet.

Die Begleitung will ein Eis. Während wir in der Frühlingssonne sitzen, staunen wir über die vielen Touristen, die den Weg hierhergefunden haben. Wieder auf dem Sattel biegen wir nach etwa einem Kilometer halb links mit einem Schlenker durch den Volkspark in das Allende-Viertel ein, eine recht typische Plattenbausiedlung. Wenige Minuten später stehen wir unversehens am Ufer der Müggelspree.

Schöne Ausblicke bietet Friedrichshagen auf der anderen Uferseite. Dorthin gelangt man durch den einzigen Fußgängertunnel unter der Spree. Die letzten Kilometer am Großen Müggelsee entlang Richtung Erkner sind ein großer Fahrgenuss, der Radweg ist wunderbar glatt – weswegen ihn auch Inline-Skater für sich entdeckt haben. Im Sommer kommen wir wieder. Dann starten wir die Tour aus der anderen Richtung und mit einem Bad im See, morgens, bevor die Massen kommen.

Foto Lars Reimann/imago