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Der akkurate Spezialist

Marko Riegel, Autist, ist für manche Jobs besonders geeignet

Als er vor fünf Jahren nach Berlin kam, hatte der heute 37-Jährige einen Betreuer, ein Alkoholproblem und keinen Job. Jetzt lebt Marko Riegel selbstständig, hat einen Freund, ist seit fünf Jahren trocken und finanziell abgesichert. Es ist sein erster fester Job, den er hier gefunden hat, bei Auticon, einer Firma, die autistische Mitarbeiter zum Testen von Software projektweise an Unternehmen vermittelt.

Auf die Stärken von behinderten Mitarbeitern aufbauen – sie nicht trotz, sondern auch wegen ihrer Behinderung einstellen, das ist ein Trend, vor allem in der Hauptstadt. Die Allianz-Versicherung etwa engagiert behinderte Leistungssportler als Motivationstrainer. Auticon hat es sich auf die Fahnen geschrieben, die vermeintliche Schwäche ihrer Mitarbeiter zur beruflichen Stärke zu machen: Die penible Gründlichkeit, die viele Autisten haben, setzen sie gezielt ein. Was Marko Riegel private Kontakte erschwert, seine Neigung, kritisch auf Dinge zu gucken und Schwachstellen im System ausfindig zu machen, ist bei IT-Fragen Gold wert. Und bei Auticon stößt er niemanden vor den Kopf, wenn er sagt: Bitte zieh keine gestreifte Kleidung an, bring meine Sachen nicht durcheinander, rede nicht so laut.

Als vor fünf Jahren die Diagnose Asperger-Autismus kam, war Riegel eines schnell klar: Jetzt ist es an der Zeit, endlich nach Berlin zu gehen. Da wollte er eh schon immer leben. „In Berlin gibt es so viele Verrückte. Hier kann man nackt über die Straße rennen, ohne dass sich jemand aufregt.“

So sieht’s aus:

Viele behinderte Menschen gehen nach der Sonderschule in eine Behindertenwerkstatt. In Berlin gibt es 17 Träger, wo derzeit rund 8.000 behinderte Menschen arbeiten. Sie bleiben dort oft ein Leben lang. Seit 2003 vergibt die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales einen Inklusionspreis für die vorbildliche Beschäftigung schwerbehinderter Menschen. Preisträger: BSR, Wasserbetriebe, Studentenwerk.