Radtour 22

Der Klassiker: Runde zum Liepnitzsee

Zum beliebtesten Badesee der Berliner fährt man am besten mit dem Rad. Und wieder zurück
Text Martin Hildebrandt

Der Liepnitzsee ist mittlerweile so etwas wie der Star unter den Brandenburger Badeseen. Sein Name fällt meistens dann, wenn eine gewisse Brandenburg-Kompetenz gefragt ist. „Der See, den man gesehen haben muss.“ Und im Grunde stimmt das auch. Kaum ein See ist so klar, so lieblich eingebettet in eine Waldlandschaft – und dennoch schnell zu erreichen. Doch wer zum „Schlachtensee des Nordens“ fährt, erlebt im Hochsommer eine böse Überraschung: Staus, Stress und belegte Parkplätze. Um des Ansturms Herr zu werden, hat die Gemeinde Wandlitz das Abstellen von Fahrzeugen reglementiert und zeigt wenig Verständnis für Wildparker. Der Erfahrene lässt daher das Auto stehen. Mit dem Rad zum Liepnitzsee zu fahren ist einfacher, als man denkt.

Als Startposition bietet sich der Berliner Ortsteil Buch an. In erster Linie, weil die S-Bahnstation noch im günstigeren B-Bereich liegt. Aus Berlin kann auch vollständig mit dem Fahrrad angereist werden. Aus der Stadt folgt man einfach dem beschilderten Berlin-Usedom-Radweg. Vom Mauerpark aus sind das etwa 15 Kilometer zusätzlich.

Der Stadtteil Buch liegt hinter dem Berliner Ring. Nur wenige Querstraßen vom Bahnhof entfernt beginnt Barnim und ein noch recht junges Naherholungsgebiet: die Rieselfelder bei Ho­brechtsfelde. Noch bis 1985 wurden an der Stadtgrenze die Abwässer Berlins entsorgt, nach einem Entwurf des für Berlin bedeutenden Stadtplaners James Hobrecht. Über 100 Jahre lang rieselte die Kloake auf die Felder. Heute weiden auf den Wiesen robuste Rinder und Konikpferde, Skater drehen auf flachen Bahnen ihre Runden und zwischendrin sind immer wieder Skulpturen aus Stein zu bewundern, die „Steine ohne Grenzen“.

Balsam für den Geist ist aber nicht nur die Kunst. Entspannend ist auch die Weite. Fast wähnt man sich in einer Western-Filmszene und fühlt sich wie bei einem Ausritt durch die Prärie.
Am Gorinsee kann an einem kleinen Badestrand gebadet werden. Dort endet die Weidelandschaft und ein ausgedehnter Kiefernwald beginnt. Der Forstweg ist zwar nicht asphaltiert, aber dennoch gut befahrbar, da befestigt. Nach einigen Kilometern biegt der Weg auf eine für Autofahrer gesperrte Straße ab. Sie führt an einer moosbewachsenen Betonmauer entlang. Vor 25 Jahren war diese Mauer ähnlich scharf bewacht wie die Berliner Mauer. Sie grenzte eine Waldsiedlung ab, in der die Mitglieder des Politbüros der DDR untergebracht waren. Heute befindet sich auf dem Gelände eine moderne Rehaklinik.

Nach rund 14 Kilometern erreichen wir das Ufer des Liepnitzsees. Hierfür am Imbiss Parkstübl rechts halten und den vielen Menschen folgen. Wem der Trubel rund um das Waldbad zu viel ist, der kann sich auf die Suche nach einer leeren Badestelle begeben. Der Uferweg ist mit einem einigermaßen robusten Rad zu befahren.

Apropos gut zu befahren: Der Rückweg ist kinderleicht. Die kürzeste Variante, etwa ein Kilometer Länge, führt zum Bahnhof in Wandlitz. 15 Kilometer sind es bis Buch und etwa zehn bis Bernau. Egal, für welche Variante man sich entscheidet, die Wege sind alle asphaltiert und im Dunkeln auch nach Sonnenuntergang zu finden.

Foto: CHROMORANGE/imago