Leihfahrräder im Test

Mobike

Mobike sind optimal für kurzbeinige Radfahrer
Foto: F. Anthea Schaap

Eine Enklave hat Mobike errichtet. Die Räder mit den auffällig orangeroten Speichen sind nicht nur innerhalb des S-Bahn-Rings zu finden, sondern auch in Frohnau, Hermsdorf und Glienicke. Dort, im gutbürgerlichen Norden, scheint die Firma aus Shanghai einen Leihrad-Bedarf identifiziert zu haben.

Die Idee allerdings, mit einem Mobike von Frohnau aus bis in die Innenstadt zu fahren, stellt sich schnell als bescheuert heraus. Zwar verläuft die Registrierung problemlos, das geforderte Startguthaben ist mit 2 Euro überschaubar, ebenso wie der Einstiegspreis mit 50 Cent für jedes angefangene 20-Minuten-Intervall. Auch ist das erste Mobike in der Nähe des S-Bahnhofs Frohnau schnell gefunden und dank der hervorragend simplen App in Windeseile entsperrt:

Allerdings hat der 1,89 Meter große Tester ausgerechnet das kleinere der beiden unterschiedlichen Fahrrad-Modelle erwischt, das ohne Gangschaltung. Den Sattel auszufahren ist zwar denkbar einfach, aber selbst in Höchststellung ist er immer noch zu niedrig. Während der Fahrt entpuppen sich die berüchtigten Vollgummi­reifen immerhin als längst nicht so schlimm wie befürchtet und kommen einigermaßen sogar über mittelhohe Bordsteine. Wirklich gut rollt so ein Vollgummireifen aber nicht, und ohne zweiten Gang wird man kaum schneller als ein ambitionierter Walker. Mal ganz abgesehen davon, dass man zusammengekrümmt wie auf einem Kinderfahrrad einen seltsamen Anblick bietet im mondänen Frohnau, während man von deutschen Edellimousinen überholt wird.

Die unfreiwillige Trainingseinheit endet verschwitzt schon am S-Bahnhof Hermsdorf mit der von der App angezeigten Bilanz: 2 Kilometer, 11 Minuten, 107 Kilokalorien verbrannt, 204 Gramm CO2-Emissionen eingespart – und der Erkenntnis, man wäre wohl besser gelaufen. Das Alternativ-Modell von Mobike bietet eine 3-Gang-Schaltung und ausreichende Sattelhöhe für Mitteleuropäer, aber auch keinen dramatisch besseren Fahrkomfort.

Black Mirror light

Auch Mobike hat ein ähnliches Punktesystem wie Obike; die Einhaltung der Regeln wird allerdings nicht so hart geahndet.

Man beginnt mit 550 Punkten. Bei einem niedrigen Punktestand zur Stillegung des User-Accounts führt. Es gibt aber keine auf der Website einsehbare Tabelle, die Punktabzug oder Gutschrift zuordnet. Man bekommt z.B. Pluspunkte für das  Einhalten der Verkehrsregeln sowie für die Einhaltung von Sicherheit und Ordnung; was auch immer das genau bedeuten mag. Ferner heißt es auf der Website on Mobike: „Punkte werden infolge einer Meldung durch eine Regierungsbehörde, eine Aufsichtsbehörde oder andere Mobike-Nutzer abgezogen.“ Greetings from China.

Website von mobike