Die Berliner Mauer, auch wenn sie gar nicht mehr existiert, ist ein Touristenmagnet. Wer die Teilung nicht persönlich miterlebt hat und sie nur aus Erzählungen kennt, dem fällt es schwer, sich diese undurchdringbare Grenze vorzustellen. Um der Berliner Mauer nachzuspüren, bietet sich eine Radtour auf dem Mauerweg an. Die Route vom U-Bahnhof Eberswalder Straße führt aus dem Touristentrubel der Innenstadt heraus Richtung Norden nach Frohnau. Der Verlauf des Mauerwegs ist dabei durchgängig durch graue Hinweisschilder gekennzeichnet.
Wir stoßen an der Bernauer Straße zum ersten Mal auf die ehemalige Grenze. Links befindet sich die Gedenkstätte Berliner Mauer mit original Grenzanlage und Todesstreifen. Geradeaus über die Bernauer Straße geht es in den Mauerpark, in dem noch heute Teile der Hinterlandmauer stehen.
Weiter durch den Mauerpark hindurch kommen wir über den Schwedter Steg zur Norweger Straße, an dessen Ende der Bahnhof Bornholmer Straße liegt. Hier fahren wir unter der Bösebrücke hindurch, dem ersten Grenzübergang, der in der Nacht des 9. November 1989 geöffnet wurde. Nun führt die Strecke durch eine sehr schöne, lange Allee, gesäumt von japanischen Zierkirschen. Nachdem wir unter den Bahngleisen hindurch sind, geht es in ein Wohngebiet hinein.
Auf dem Radweg geht es am Bürgerpark Pankow und an einem Friedhof vorbei. Ab der Klemkestraße folgen wir wieder den grauen Hinweisschildern, die auf einen Weg parallel zu den Bahngleisen weisen. Der Asphalt ist teilweise sehr holprig und uneben, dafür ist der ehemalige Todesstreifen hier besonders gut sichtbar: Die noch unbebaute, mit Birken bewachsene Fläche, die heute zum Spazieren und Picknicken einlädt, war früher Niemandsland. Der Weg zieht sich weiter am Bahnhof Wilhelmsruh vorbei bis zum Nordgraben. An diesem tief gelegenen Wassergraben stoßen wir auf die Gleise der Heidekrautbahn, denen wir nun folgen. Links steht das Märkische Viertel mit seinen Hochhäusern, rechts liegt der Bezirk Pankow.
Nachdem wir den Wilhelmsruher Damm überquert haben, fahren wir zwischen Schrebergärten und Einfamilienhäusern um den Erholungspark Lübars herum, dessen Rodelberg besonders gut zu sehen ist. Danach erreichen wir das Tegeler Fließ mit seinen Mooren. In Reinickendorf ist der genaue Verlauf der Mauer nur schwer nachzuvollziehen, da in diesem Wohngebiet nach der Wende viele neue Häuser gebaut wurden. Von der B 96 geht auf der linken Seite die Sackgasse Am Sandkrug ab. Zu Mauerzeiten wurde dieser Weg, der zur DDR gehörte und nach West-Berlin reinragte, aufgrund seiner Form „Entenschnabel“ genannt. Heute erinnern eine orange Stele und zwei Mauersegmente an die außergewöhnlichen Lebensumstände der damaligen Bewohner.
Auf der B 96 Richtung Norden kommen wir nach Frohnau, wo wir den Mauerweg verlassen und über den Edelhofdamm den S-Bahnhof Frohnau erreichen. Hier endet unsere Fahrradtour. Wer den Mauerweg weiterverfolgen möchte, kann unsere zweite Mauertour bis nach Spandau abfahren.