Fahr Rad!

Fahrradfahrer werden in die Ecke gedrängt

Der ehemalige Fahrradbeauftragte Benno Koch über sanierungsbedürftige Radwege und seine erneute Kandidatur

Die Stelle des Fahrradbeauftragten ist wieder vakant. Sie haben vor zwei Jahren das Amt aufgegeben und stellen sich nun als Nachfolger ihres Nachfolgers wieder zur Verfügung. Warum? Ich halte das weiterhin für eine spannende Aufgabe. Insofern kann ich mir gut vorstellen, diese Funktion zu übernehmen, unter der Bedingung, dass sich die Rahmenbedingungen ändern.

Inwiefern? Ich würde gerne die Position des Fahrradbeauftragten weiterentwickeln. Bisher hatte er nur beratende Funktion ohne Weisungsbefugnis und Mitzeichnungsrecht.

Der Senat hat angekündigt, die Mittel für Radwege drastisch zu kürzen. Befürchten Sie nicht eher eine Rückkehr zu einer autofahrerfreundlichen Verkehrspolitik? Als mein Vertrag als Fahrradbeauftragter auslief, war eigentlich der Zeitpunkt erreicht, wo man die nächste Stufe hätte zünden müssen. Derzeit fließt nur ein Prozent der Verkehrsinvestitionsmittel in den Fahrradverkehr. Nun steht eine Halbierung der Unterhaltungsmittel für Radwege zur Diskussion, obwohl 90 Prozent der alten Radwege sanierungsbedürftig sind. Und wenn man dem gegenüberstellt, dass 450 Millionen Euro für den Weiterbau der U5 und weitere 500 Millionen für die Autobahn ausgegeben werden, dann hat man schon den Eindruck, dass Radverkehr immer noch in eine unbedeutende Ecke gedrängt werden soll.

Was meinen Sie damit? Zum einen heißt es, Radfahrer würden sich weniger an Verkehrsregeln halten als Autofahrer, zum anderen macht man den Leuten Angst. Nehmen Sie die Helmkampagne, die Verkehrsminister Ramsauer starten will. Tatsächlich ist die Zahl der tödlichen Kopfverletzungen im Auto oder bei Fußgängern viel höher. So wird den Leuten Angst gemacht Fahrrad zu fahren.

Autofahrer beschweren sich zunehmend, dass sich Radfahrer nicht an die Verkehrsregeln halten.  Der Konflikt Autofahrer gegen Radfahrer lenkt vom eigentlichen Problem ab. Die Frage ist doch: Haben wir ein Mobilitätskonzept, in dem der Fahrradverkehr angemessen berücksichtigt wird? Vor einigen Jahren haben wir die Regelpläne des Landes Berlin so geändert, dass Radverkehr nicht mehr auf dem Gehweg, sondern auf der Fahrbahn stattfindet. Damit sind die Konflikte zurückgegangen. Ähnlich erfolgreich sind die Fahrradstraßen, in denen Radfahrern mehr Rechte eingeräumt werden. Man muss also klare Regelungen schaffen, um Konflikte zu entschärfen und die Unfallzahlen zu senken.