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Klassenfahrten nach Berlin – Lehrreiche und spannende Unternehmungen in der Stadt

Klassenfahrten finden oft in die großen europäischen Metropolen statt. Nach Prag oder Wien geht es, oder auch mal weiter weg nach Rom und nach Madrid, Paris oder gar Lissabon. Dabei muss es doch eigentlich gar nicht immer das Ausland sein.

Mit der Schulklasse nach Berlin fahren? Gute Idee! Die Möglichkeiten, Lehrreiches und unterhaltsames miteinander zu verbinden, sind hier so vielfältig, wie kaum sonst wo in Deutschland. (Foto: stock.adobe.com © Monkey Business (DATEI-NR.: 209209222))

Nicht alle Eltern können sich weite Klassenfahrten leisten und die Unterstützung der Schule ist auch nicht immer garantiert. Warum also nicht einfach in Deutschland bleiben? Auch Berlin eignet sich für Klassenfahrten hervorragend. Die Hauptstadt bietet nicht nur die Möglichkeit, wichtige geschichtliche Ereignisse, wie den Fall der Mauer und den Holocaust anhand einer Besichtigung von Denk- und Mahnmälern und Museen zu rekapitulieren. Vielmehr kann Berlin auch als spannendes Beispiel für die Möglichkeit alternativer und nachhaltigerer Lebensmodelle dienen.

Warum mit der Schulklasse nach Berlin?

Die Metropole eignet sich aus vielen Gründen sehr gut für eine Klassenfahrt. Da wäre zunächst einmal alleine die Tatsache, dass es sich um die Hauptstadt Deutschlands handelt und dass sicherlich nicht alle Schüler*innen bereits dort waren. Sei es nun aber der Reichstag oder die anderen Regierungsgebäude, seien es Sehenswürdigkeiten, wie das Brandenburger Tor oder der Alexanderplatz oder seien es die vielen spannenden Museen – in Berlin gibt es eine Menge zu tun und zu sehen.

Die vielen verschiedenen Kulturen, die hier zusammenfinden, die vielen verschiedenen Menschen mit individuellen Geschichten, Schicksalen und Meinungen inspirieren viele Schüler*innen außerdem. Wer eine Weile in Berlin war, fängt oft an, über den Tellerrand hinauszublicken oder sich umfassendere Meinungen zu bestimmten Themen zu bilden. Denn die Stadt ist ein echter Ballungsraum für Individualisten, Freidenker, Künstler und Lebenskünstler.

Berlin: Stadt der großen Sehenswürdigkeiten, der Museen und der vielen, bunten Kulturen und Subkulturen. (Foto: stock.adobe.com © JFL Photography (DATEI-NR.: 115322649))

Langeweile kommt daher auch nur selten auf. Wer sich an den vielen Museen sattgesehen hat, wer große politische Ereignisse, wie den Fall der Mauer erkundet oder das Holocaust Denkmal besucht hat, kann sich tagelang noch anders beschäftigen. Unzählige schöne Parks, bunte Flohmärkte, angesagte Stadtteile mit guten Restaurants, netten Cafés und interessanten kleinen und großen Läden verlocken zu stundenlangem Bummeln. Wer abends noch Energie hat (und schon über 18 ist), kann natürlich auch noch die beliebten Berliner Clubs besuchen, die vorwiegend für die elektronische Musik weltweiten Ruhm genießen.

All das – und das ist gerade für Klassenfahrten ein echter Pluspunkt – muss nicht wahnsinnig teuer sein. Berlin ist keine allzu teure Stadt. Sicherlich ist es seit einigen Jahren nicht gerade einfach, eine zentralgelegene Wohnung fürs kleine Portemonnaie zu finden. Urlaube oder kurze Erkundungen der Stadt sind aber absolut bezahlbar. Günstige Unterkunftsmöglichkeiten sowie Angebote für Gruppen in öffentlichen Verkehrsmitteln oder Museen gibt es wie Sand am Meer.

Endlose Unternehmungsmöglichkeiten – Ein kleiner Überblick

Die Unternehmungsmöglichkeiten mit einer Schulklasse in Berlin sind kaum zu überblicken. Wir haben dennoch versucht, die für uns spannendsten Dinge herauszupicken, aus denen sich jeder sein eigenes Tagesprogramm zusammenstellen kann. Am sinnvollsten ist es, die Klasse in die Planung miteinzubeziehen. So können besser Kompromisse gefunden werden und es gibt am Ende weniger Gejammer über „langweilige Sachen“, die gemacht werden müssen.

Das Brandenburger Tor sollte zumindest einmal kurz besucht werden. (Foto: stock.adobe.com © Vladislav Gajic (DATEI-NR.: 300075903))

Sehenswürdigkeiten, die jeder gesehen haben sollte

  • Das Brandenburger Tor: Das Brandenburger Tor – das Wahrzeichen Berlins schlechthin –  steht für die Wiedervereinigung und ist im Stile der Propyläen der Akropolis in Athen erbaut worden.
  • Der Reichstag: In weniger als zehn Minuten ist man mit der Schulklasse vom Brandenburger Tor zum Reichstag gelaufen, weshalb die beiden Stationen unbedingt verknüpft werden sollten. Der Reichstag am Platz der Republik ist selbst für die Politikuninteressierten aufregend. Schließlich hat man die ikonische Kuppel, in der sich der Bundestag zusammenfindet, schon oft auf Bildern oder in Videos, aber eben noch nicht immer vor Ort gesehen. Führungen durch den Reichstag bieten einen interessanten, wenn natürlich eingeschränkten Einblick in die Innenräume und den Alltag Berliner Politiker.
  • Die Siegessäule: Die Siegessäule, die sich zu Fuß wiederum in unter einer halben Stunde vom Brandenburger Tor aus erreichen lässt, erinnert an die Einigungskriege Preußens (1864 bis 1873). Die krönende Viktoria, die im Volksmund auch „Goldelse“ genannt wird, ist ebenfalls zu einem der Wahrzeichen der Hauptstadt geworden.
  • Der Fernsehturm: Der Fernsehturm am weltberühmten Alexanderplatz in Mitte erinnert an die sich immer weiterentwickelnde Stadtgeschichte und ist zu einem weiteren Wahrzeichen Berlins geworden.Mit der Schulgruppe oben angekommen, haben die Schüler*innen auf der Aussichtsplattform in 203 Metern Höhe einen beeindruckenden 360° Ausblick über die Stadt.

Drei spannende Museen der Stadt

  • Gemäldegalerie: Eins kann man wohl festhalten: Viele Schüler*innen langweilen sich spätestens nach dem Besuch des ersten Kunstmuseums. Ein wenig Bildung in Sachen europäischer Malerei ist aber dennoch nicht verkehrt, weshalb zumindest ein zweistündiger Aufenthalt in der Gemäldegalerie am Matthäikirchplatz drin sein sollte. Eine Auswahl an Werken von Jan van Eyck, Pieter Bruegel, Albrecht Dürer, Raffael, Tizian, Caravaggio, Peter Paul Rubens, Rembrandt, Jan Vermeer und vielen anderen berühmten Malern findet sich hier.
  • DDR Museum Berlin: So langweilig es auch klingen mag, im DDR Museum wird die Geschichte der getrennten Stadt auf so spannende Art und Weise erzählt, wie nur möglich. Im DomAquarée in Mitte kann in typischen DDR Wohnungen auf der Couch gesessen oder gar in einem Trabi gefahren werden. Erlebbarer geht Geschichte nicht!
  • Madame Tussauds Berlin: Viele Jugendliche sind von Stars und Sternchen fasziniert. Warum diese nicht einmal hautnah besuchen – wenn die Haut auch nur aus Wachs besteht. Im Madame Tussauds lassen sich Selfies mit Justin Bieber, Heidi Klum oder Christiano Ronaldo machen. Für jeden also sollte eine Berühmtheit dabei sein.
Bummeln und Entspannen im Mauerpark. Das perfekte Programm für den Vormittag in Berlin. (Foto: stock.adobe.com © katatonia (DATEI-NR.: 178010533))

Draußen sein

  • Wer im bereits warmen Frühling oder Sommer mit seiner Klasse in die Hauptstadt fährt, sollte unbedingt das bunte Treiben in den Parks und Straßen erfahren. Um einen Besuch des Mauerparks und des wöchentlich stattfindenden Flohmarkts dort, sowie des Bearpit Karaokes kommt man nicht herum.
  • Berlin ist nicht nur für die Kunst in Museen, sondern auch für seine Streetart-Szene bekannt. Auf verschiedenen Portalen und Websites kann zu den besten Spots recherchiert werden, die anschließend zu Fuß oder mit den Öffentlichen angepeilt werden. Übrigens wird man in Kreuzberg und in Friedrichshain am schnellsten fündig.
  • Wenn die Füße plattgelaufen sind, muss nicht gleich der Umzug in geschlossene Räume erfolgen. Warum nicht auf die Spree wechseln und bei einer Rundfahrt mit dem Schiff ein Stündchen oder länger ausruhen und die Aussicht auf Architektur und Leben des Regierungs- und Nikolaiviertels, den Hauptbahnhofs, den Berliner Dom und die Museumsinsel genießen?

Beispiel für ein 3-Tages-Programm

1. Tag:

  • Brandenburger Tor und Reichstag
  • Alexanderplatz und Fernsehturm
  • Museumsbesuch: Gemäldegalerie

2. Tag:

  • Jüdisches Museum
  • Holocaust-Mahnmal
  • Stadtrundfahrt auf der Spree

3. Tag:

  • Mauerpark Flohmarkt
  • Street-Art-Schnitzeljagd
  • Madame Tussauds

In spannenden Stadtteilen unterkommen

Berlin ist auch aufgrund seiner Vielfältigkeit und der unterschiedlichen Stadtteile so besonders und spannend. Jedes Viertel ist anders, in jeder Gegend gibt es Eigenarten, einen bestimmten Menschenschlag und eine ganz individuelle Grundstimmung sowie diverse Lebensmodelle zu beobachten. Doch nicht alle Stadtteile eignen sich zum Unterkommen mit einer Schulklasse gleich gut.

Von der Berliner Polizei werden zwar keine ganzen Stadtteile, aber Gegenden und Orte genannt, die vor allem nachts gemieden werden sollten. Denn hier lassen sich hohe Kriminalitätsraten vermerken. Neun Orte sind das derzeit (Stand: April 2020):

  • Leopoldplatz
  • Schöneberg-Nord (im Bereich Nollendorfplatz und Teile des Regenbogenkiezes)
  • Görlitzer Park
  • Warschauer Brücke
  • Kottbusser Tor
  • Teile der Hermannstraße
  • Hermannplatz
  • ein kleiner Bereich der Rigaer Straße
  • auch der Alexanderplatz wird als kriminalitätsbelastet eingestuft

Zwar bedeutet diese polizeiliche Einstufung nicht, dass diese Orte mit der Schulklasse auf keinen Fall besichtigt werden sollten. Zumindest der Alexanderplatz und die Warschauer Brücke sind einen Abstecher wert. Die Schüler*innen sollten aber wissen, dass sie ihre Wertsachen hier beispielsweise besonders im Auge behalten und sich immer nur in Gruppen von vier oder fünf bewegen. Nachts sind diese Orte bestenfalls zu umgehen.

Abgesehen davon gibt es einige Stadtteile, in denen eine Schulklasse besonders schön unterkommen kann. Zur Übernachtung bieten sich Hostels und Jugendherbergen an, da sie für Gruppen meist die günstigste Möglichkeit darstellen. Außerdem haben sie sich oft speziell auf die Bedürfnisse junger Leute eingestellt. Letzten Endes ist die Wahl eines Stadtteils abhängig von den Vorstellungen der Lehrer und Schüler, bzw. den Plänen für den Berlinaufenthalt. Jeder Stadtteil hat seine eigenen Vorteile und Besonderheiten.

Schöne kleine Bars, Cafés und Hinterhöfe findet man in Kreuzberg fast an jeder Ecke. (Foto: stock.adobe.com © Pixelshop (DATEI-NR.: 88549610))

Drei Beispiele für geeignete Stadtteile

1. Friedrichshain

Friedrichshain im Osten Berlins bietet eine Menge alternativ angehauchter Bars, Cafés und Flohmärkte. Außerdem kann abends bei Bedarf an der Warschauer Straße die ein oder andere Partylocation gefunden werden. Das Highlight für Klassenfahrten stellt aber sicherlich die East Side Gallery dar. An der Grenze zum benachbarten und ebenfalls hippen Viertel Kreuzberg findet sich die dauerhafte Open-Air-Galerie auf dem längsten noch erhaltenen Teilstück der Berliner Mauer.

2. Kreuzberg

Friedrichshain mag beliebt und angesagt sein, aber an Kreuzberg kommt es nicht ran. Zumindest nicht, was den Grad der „Hipness“ betrifft. Denn Kreuzberg ist seit einigen Jahren der Schmelztiegel für Künstler, Kreative, Hipster und junge Alternative. Sie mischen sich mit dem hohen Migrantenteil des Viertels und sorgen alle zusammen für ein buntes Alltagsleben.

Kleinere gute Restaurants, viele Kneipen und Bars und einige angesagte Clubs zeichnen das Viertel aus. Außerdem gibt es Comicläden, Second‑Hand Shops und Antiquitätengeschäfte. Mit dem Checkpoint Charlie befindet sich außerdem eine der großen Berliner Sehenswürdigkeiten in Kreuzberg. Der einzige „Nachteil“ den das Viertel hat: Mit dem Görlitzer Park und dem Kottbusser Tor befinden sich hier gleich zwei Orte, die man gerade wenn es dunkel wird eher meiden sollte.

3. Mitte

Mitte ist zwar im Zentrum der Stadt gelegen – daher auch der Name –, anders als in anderen Großstädten fühlt sich Mitte aber nicht unbedingt wie das Zentrum an. Die Lage ist zwar zentral, weshalb sich alle anderen Viertel von hier aus am besten erreichen lassen. Mitunter fühlen sich Schüler*innen aber auch im bunten Kreuzberger Leben wie im Herzen der Stadt. Mitte zeichnet etwas Anderes aus:

Hier finden sich zum einen die meisten Unterkünfte in unterschiedlichsten Preisklassen. Zum anderen sind hier auf kleinstem Raum enorm viele Möglichkeiten lecker essen und shoppen zu gehen geboten. Trotzdem ist mit dem Alexanderplatz, den Hackeschen Höfen, dem Dom und der Museumsinsel auch kulturell eine Menge geboten.

Das wohl berühmteste Gemälde der East Side Gallery: Der Bruderkuss zwischen Leonid Breschnew und Erich Honecker. (Foto: unsplash.com © Mar Cerdeira)

Die Berliner Mauer – Was war da nochmal genau?

Die Teilung Deutschlands war selbstverständlich nirgends so stark spürbar, wie in der Hauptstadt. Über 28 Jahre trennte die Berliner Mauer die Stadt über eine Strecke von knapp 160 Kilometern. Am 13. August 1961 gebaut und in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1989 wieder geöffnet – die Mauer ist Geschichte im doppelten Sinne des Wortes.

Doch selbst, wenn Schüler*innen der Begriff „DDR“ und die Mauer durchaus bekannt sind, wissen vermutlich die wenigsten, was genau es damit eigentlich auf sich hatte. Die DDR aber ist ein wichtiger Teil der Geschichte Berlins und wenn die Hauptstadt schon einmal mit der Klasse besucht wird, ist eine mehrstündige Mauerexkursion durchaus angebracht.

  • Die wichtigste Station sollte auf jeden Fall der Checkpoint Charlie darstellen. Der frühere Grenzübergang gilt heute als DAS Wahrzeichen des kalten Krieges. Rund um den Checkpoint Charlie finden sich verschiedene touristische Einrichtungen, die den geschichtsträchtigen Ort auch für Schüler*innen verständlich erklären und anschaulich machen.
  • Das Mauermuseum am Checkpoint Charlie etwa dokumentiert zahlreiche Fluchtversuche über die Grenze und zeigt auch verschiedene Fluchtobjekte.
  • Auch sehenswert ist das Asisi-Panorama „Die Mauer“. Schulklassen können hier, mitunter auch im Rahmen einer Führung, eine ganz persönliche, künstlich verdichtete Sicht auf die Zeit des geteilten Berlins durch den Blick eines Künstlers bekommen. Gerade die Alltagserfahrungen der damaligen Zeit und das Arrangement mit der Berliner Mauer in Ost und West werden hier gut erfahrbar.
Das Holocaust-Mahnmal erinnert an die Verfolgung und Vernichtung der europäischen Juden. Foto: stock.adobe.com © Ant_svgdal (DATEI-NR.: 83808802)

Das Jüdische Museum Berlin und das Holocaust-Mahnmal

Das Dritte Reich gehört zur deutschen Vergangenheit. Die meisten Schüler*innen werden im Rahmen des Geschichtsunterrichts schon ausführlich über die Zeit der Nationalsozialisten unter Adolf Hitler und über den Holocaust gesprochen haben. Oft geht es in der Schule aber darum, große Zusammenhänge verständlich zu machen, wichtige Ereignisse und Daten zu besprechen und ein Bild des Grauens zu zeichnen, das für Schüler*innen nachfühlbar wird. Zu kurz hingegen kommt häufig die jüdische Geschichte und Kultur.

Das Jüdische Museum

Der Aufgabe der Aufklärung über genau diese Dinge hat sich das Jüdische Museum Berlin angenommen. Seit der Eröffnung im Jahr 2001 hat sich das noch junge Museum zu einem wichtigen Ort der Reflexion über die jüdische Geschichte und Kultur etabliert. Ein Besuch des Museums kann Schulklassen nur ans Herz gelegt werden. An kaum einem anderen Ort wird die Vielfalt jüdischer Perspektiven sowie die Beziehungsgeschichte zwischen Jüdinnen*Juden und nicht­jüdischer Umwelt so verständlich und nachvollziehbar vermittelt wie hier.

Die Sammlungsschwerpunkte des Museums, das etliche Kunstwerke und Objekte der Angewandten Kunst, aber auch solche des religiösen Gebrauchs und der Alltagskultur versammelt, liegen historisch im Bereich des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Mit ihnen wird zum einen die damalige bürgerliche Lebenswelt dokumentiert. Zum anderen beschäftigt sich das Museum rund um die Sammlungen mit den Themen Migration, Diversität und Fragen des Zusammenlebens in der gegenwärtigen Gesellschaft.

Speziell für Schulklassen der Stufen 5-13 können Workshops und Führungen gebucht werden. Gerade auch die Workshops dürften interessant sein. Hier geht es beispielsweise darum, sich mit den Schüler*innen gemeinsam dem Thema des Antisemitismus zu nähern. Was ist Antisemitismus? Welche Äußerungen und Handlungen sind als antisemitisch einzustufen? Wie geht man mit Antisemitismus um?

Das Holocaust-Mahnmal

Neben dem Besuch des Jüdischen Museums ist auch jener des Holocaust-Mahnmals zu empfehlen. Es steht in der Cora-Berliner-Straße 1, an der Grenze zum Tiergarten. Das Holocaust-Mahnmal, offiziell “ Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ besteht aus einem wellenförmigen Feld mit 2711 Stelen und soll die Besucher mit dieser abstrakten Form zum Nachdenken anregen.

Der unter dem Mahnmal gelegene „Ort der Information“ dokumentiert die Verfolgung und Vernichtung der europäischen Juden. Hier können Schüler*innen sich zum historischen Kontext informieren und sich dem Thema aus historischer sowie persönlicher Sicht nähern. Gerade, wenn der Besuch des Jüdischen Museums ausbleibt, sollte ein Abstecher zum „Ort der Information“ gemacht werden und mit der Klasse über die Thematik gesprochen werden.

Im Rahmen der Gespräche und des Besuchs des Mahnmals kann auch die Aktion „Yolocaust“ des deutschen Künstlers Shahak Shapira besprochen werden. Sie dürfte für Schüler*innen und Schüler, die die Klassenfahrt teilweise sicherlich mit ihren Smartphones und Kameras dokumentieren werden, durchaus interessant sein. Der im Westjordanland geborene Künstler kombinierte im Jahr 2017 zwölf Selfies fremder Personen, die sich vor dem Holocaust-Mahnmal in Szene gesetzt hatten, mit Fotomaterial aus den NS-Vernichtungslagern. Er veröffentlichte die Collagen auf der Website „Yolocaust“.

Inzwischen sind alle Fotos wieder entfernt, auf der Website finden sich aber zahlreiche Reaktionen auf das Projekt sowie ein abschließendes Statement Shapiras. Zu lesen ist dort unter anderem:

„Die Seite wurde von über 2,5 Millionen Menschen besucht. Das Verrückte ist, dass das Projekt inzwischen auch alle zwölf Personen erreicht hat, die auf den Selfies abgebildet waren. Fast alle haben die Botschaft verstanden, sich entschuldigt und entschieden, ihre Selfies von ihren Facebook- oder Instagram-Profilen zu löschen. Darüber hinaus habe ich tonnenweise großartige Rückmeldungen erhalten: von Holocaust Forschern und ehemaligen Mitarbeitern des Mahnmals, von Menschen, die im Holocaust ihre Familie verloren haben, Lehrern, die das Projekt im Schulunterricht behandeln wollen und auch von sehr bösen Menschen, die mir Fotos ihrer Freunde und Verwandten geschickt haben, um sie von mir photoshoppen zu lassen.“

Warum nicht auch Shapiras Aktion als Inspiration für Gespräche und Diskussionen mit der eigenen Klasse nehmen? Auch das Interview Shapiras mit dem Goethe-Institut, indem er seine Intentionen bekundet und die Reaktionen darauf kommentiert, kann Gesprächsstoff sein. Wenn schon vor dem Besuch des Mahnmals oder auf dem Weg dorthin darüber gesprochen wird, lässt sich vielleicht auch vermeiden, dass Schüler*innen aus den eigenen Reihen auf die Idee kommen, unangemessene Selfies von sich vor dem Mahnmal zu schießen.

Grüner leben in Großstädten – Berlin als Beispiel alternativer Lebensmodelle

Die Beschäftigung mit der Vergangenheit – gerade mit einer, wie der Deutschlands – ist wichtig. Genauso wichtig ist es aber auch, an die Zukunft zu denken, die Probleme, Missstände und Aufgaben des Hier und Jetzt zu bewältigen hat. Einer dieser Aufgaben ist es, das Problem der Klimaerwärmung und der Umweltverschmutzung in den Griff zu bekommen.

Bei einer Klassenfahrt nach Berlin kann die Hauptstadt mit ihren vielen interessanten Ansätzen, Aktionen und Konzepten als Inspiration für Schüler*innen dienen, was nachhaltiges, grünes und umweltbewusstes Denken, Handeln und (alternatives) Leben in Großstädten angeht.

Ein Beispiel solcher Konzepte sind die zahlreichen Gemeinschaftsgärten der Stadt. Im Allende-Viertel, inmitten eines Flüchtlingsdorfes etwa steht der „Der Garten der Hoffnung„. Auf diesen rund 50 Quadratmetern wird der Kontakt zwischen Kulturen gefördert, indem sie gemeinsam gärtnern und sich austauschen können. Es gibt zahlreiche solcher Stadtgärten, in denen Menschen Gemeinschaft neu erleben und in Austausch kommen können.

Erhalten Schüler*innen Einblick in solche Konzepte, überdenken sie vielleicht auch bisher als „normal“ betrachtete Lebensmodelle, die weniger gesamtheitlich und nachhaltig denken. Auch das kann Stoff für spannende Gespräche während der Klassenfahrt nach Berlin werden.