Die Serie von Brandanschlägen auf Berliner Moscheen reißt nicht ab, Thilo Sarrazin hetzt gegen „Kopftuchmädchen“, unzählige Deutsche haben Angst vor einer islamischen Parallelgesellschaft – es wird dringend Zeit, unsere Nachbarn endlich mal besser kennenzulernen. In diesen Moscheen in Berlin lohnt sich ein Besuch besonders
Sehitlik-Moschee
So stellt man sich eine Moschee vor. Die meisten muslimischen Gebetsräume in Berlin befinden sich in Ladengeschäften oder Fabriketagen. Dieser Bau, direkt am ältesten muslimischen Friedhof Deutschlands, bietet hingegen das typische Bild: Eine Halbkuppel mit zwölf Metern Durchmesser, eingerahmt von zwei Minaretten, je 37,10 Meter hoch. Faule können den 2003 fertiggestellten Prachtbau aus Marmor und handgefertigter Keramik auch von zu Hause aus besichtigen. Die Webseite der Moschee am Flugfeld Tempelhof bietet einen interaktiven Blick ins Innere. Martin Schwarzbeck
Khadija-Moschee
In Heinersdorf, einem beschaulichen Ortsteil im Bezirk Pankow, steht die in 2008 eröffnete Khadija-Moschee. Einfamilienhäuser säumen die umliegenden Straßen. Direkt neben dem Gebetshaus ist ein Kinderspielplatz. Kaum zu glauben, dass hier „das wohl umstrittenste Gotteshaus Deutschlands“ stehen soll, wie die „Bild“-Zeitung einmal titelte. Die Gegner unterstellen, die Ahmadiyya-Bewegung sei eine Sekte und frauenfeindlich. Dass gerade eine 31-jährige Muslima aus Frankfurt am Main die Moschee entworfen hat, sehen sie als Augenwischerei. Der Verfassungsschutzbericht hingegen bezeichnet die Ahmadiyya-Bewegung als „integrationswillig“ und „friedlich“. Das hatten die Gegner des Baus wohl überlesen. Jonas Kühlberg
Wilmersdorfer Moschee
Sie ist die älteste Moschee Deutschlands. 1928 eröffnet, ist sie bis heute das einzige Berliner Gotteshaus der Lahore-Ahmadiyya-Bewegung, die hier nur noch 40 bis 50 Gläubige zählt. Nur selten verirren sich Touristen in die Moschee und die Passanten zeigen sich unbeeindruckt von dem alten, wunderschönen Gebäude. Amir Aziz, der Generalsekretär der Lahore-Ahmadiyya-Bewegung freut sich, wenn sich jemand für dieses geschichtsträchtige Haus interessiert. Wenn er und die anderen Hüter der Moschee vom letzten Winter erzählen, erkennt man in ihren Augen eine gewisse Traurigkeit. Damals verübten Unbekannte einen Brandanschlag. Zum Glück wurde niemand verletzt. Jonas Kühlberg
Umar-Ibn-Al-Khattab-Moschee
Auf der Kuppel des Gotteshauses am Görlitzer Bahnhof wächst Gras. Das sieht der Bebauungsplan des Geländes so vor: Alle Dachflächen müssen begrünt werden, auch wenn sie kuppelförmig sind. Nicht nur architektonisch versucht sich die 2008 erbaute Moschee im Stadtteil Kreuzberg zu integrieren. Das Haus soll eine Begegnungsstätte für Muslime und Nicht-Muslime werden. Die Vorbeter sprechen arabisch,
auf einer Leinwand werden die deutsche und die türkische Übersetzung gezeigt. Noch steckt das aus Spenden finanzierte Projekt in den Anfängen. Aber bereits heute kann jeder kommen, sich umschauen und fotografieren: Gute Motive sind die Wandornamente, der gigantische Kronleuchter im Gebetsraum oder das Relief von Mekka und dem Fernsehturm am Alexanderplatz. Außerdem gibt es noch einen Friseur, einen Imbiss, einen deutschsprachigen Kindergarten und ein Reisebüro. Leonie Achtnich