Familie

Wieder was gelernt: Talentförderung

Der Kleine Prinz hat das Zeug dazu, ein großer Koch zu werden: Er isst fast alles und überaus gerne, außerdem hilft er in der Küche, so gut ein Zweijähriger eben kann: Teig kneten, Topf rühren und mit scharfen Messern Gemüse schnipseln. Letzteres sieht Frau Röger nicht so gerne.

Auch sonst unterstützt sie mich kaum, aus dem Kleinen Prinzen einen Koch zu machen. Sie wünscht ihm lieber eine intellektuell-humanistische Ausbildung. Mit Abitur, Studium und danach irgendwas Tollem im Ausland. Wenn ich sage „Zeitverschwendung, Köche brauchen kein Abitur kommt das gar nicht gut an. Dabei denke ich vor allem an uns: Wir sind relativ spät Eltern geworden, was die gemeinsame Zeit ohne Kind hintenraus doch recht verkürzt. Deshalb wäre es schon schön, wenn der Kleine Prinz schnell flügge werden würde. Koch wäre super: Da verdienen sie mit Sechszehn eigenes Geld, ziehen mit Siebziehn durch die Küchen der Welt. Und wohnen irgendwo. Nur nicht zu Hause. Ich habe den Traum nie ganz aufgegeben, einmal ein Musikzimmer anstelle eines Kinderzimmers zu haben. Und vielleicht ist der Tag ja gar nicht so fern: Neulich saßen wir wie jeden Abend mit ein paar Büchern auf dem Sofa. Frau Röger hat sich gewünscht, dass wir uns nicht nur Kochbücher anschauen. Also haben wir „Der große Tieratlas“ gelesen und ich habe dem Kleinen Prinzen gezeigt, woraus Salsiccia gemacht wird. Als er den nächsten Abend mit Frau Röger auf dem Sofa saß, zeigte er ihr das Schwein aus dem Tieratlas. Er deutete darauf und sagte: „Saschischa!“ Was Frau Röger gar nicht lustig fand. Insgeheim war ich aber mächtig stolz auf den Kleinen Prinzen. Und auch froh darüber, dass er ihr nicht noch die Kuh aus dem Tieratlas gezeigt hat. Die heißt bei ihm nämlich „Boutette“.