Familie

Wieder was gelernt: Wasted Youth

Bettina Homann fragt sich: Da habe ich jahrelang den inneren Schweinehund bekämpft, um meinen Kindern eine Idee von Quality Time zu vermitteln und das ist das Ergebnis?

Mein Sohn kommt aus den Winterferien zurück – genauso blass und hohlwangig, wie er abgefah­ren ist. Er war eine Woche zu Besuch bei seinem Cousin in Innsbruck, mit dem er snowboarden gehen wollte. Das haben sie allerdings nur zwei Nachmittage lang getan. Und die restliche Zeit? So eine eigene Wohnung ist toll, findet mein 18-jähriger Sohn. Da kann man so richtig in Ruhe ausschlafen. Und zum Frühstück Playstation spielen. Dann feststellen, dass es sich eigentlich nicht mehr lohnt, noch auf die Piste zu gehen und man daher genau so gut noch eine weitere Runde spielen kann. Praktisch auch, wenn es nur wenige Schritte zum Getränkemarkt sind. „Ich habe noch nie in meinem Leben so viel Bier getrunken“, erzählt mein Sohn mit einem gewissen Stolz. Angesichts dieser fröhlich geschilderten Ferienerlebnisse verspüre ich eine gewisse Irritation.

Da habe ich jahrelang den inneren Schweinehund bekämpft, um meinen Kindern eine Idee von Quality Time zu vermitteln und das ist das Ergebnis? Vielleicht bin ich ja nur neidisch. Neidisch auf den Luxus, seine Zeit nicht nutzen zu müssen, weil man sich nicht vorstellen kann, dass sie jemals endet.

Nach dem Abitur plant mein Sohn ein Jahr lang um die Welt zu reisen. Er will nach Asien, in die Südsee vielleicht. Sagt er zumindest, gekümmert hat er sich bisher um nichts. Ich dagegen sammle Informationen über Around-the-World-Tickets, Work and Travel, Einsatz bei Hilfsprojekten. Was man alles machen kann! Was ich alles noch nicht gemacht habe! Ich glaube, es ist besser, wenn ich die Weltreise mache. Playstation spielen und Bier trinken kann mein Sohn ja schließlich auch in Berlin. George Bernard Shaw hatte recht: Die Jugend ist an die jungen Menschen verschwendet.