Familie

Wieder was gelernt: Wunschschule

Das Kind und ich sind derzeit ein wenig aufgeregt. Wir stecken, wie alle Familien mit Sechstklässern momentan, in einer Phase der wochenlangen Unsicherheit. Zuvor gab es die Phase der wochenlangen Neuorientierung. Die begann mit einem Eltern­abend im Oktober und ging mit einem Informationsabend im November weiter, bei dem Vertreter von weiterführenden Schulen ihre jeweiligen Bildungskonzepte vorstellten. Im ­Januar bestanden unsere zweifelhaften Wochenendvergnügungen dann darin, fleißig möglichst viele potenziell in Frage kommende Oberschulen bei Tagen der offenen Tür abzuklappern. Das grenzte mitunter an logistische Meisterleistungen, weil einige Schulen ihre Kennlerntage unpraktischerweise zeitgleich abfeiern. Irgendwann schälte sich dann der Kandidat ­heraus, von dem wir bildungsnahen Eltern meinen, dass er dem Nachwuchs das förderlichste Lernumfeld bietet.

Im Februar musste das Kind auf der Lieblingsschule angemeldet werden. Bei der Anmeldung sollte auf einem Formular auch die Zweit- und Drittwunschschule angeben werden. Nun macht es wenig Sinn, da eine Oberschule anzugeben, deren Plätze erfahrungsgemäß schon durch Erstwünsche vergeben sind. Also trägt man notgedrungen Schulen ein, die im eigenen Ranking viel weiter unten stehen. Das mit den drei Wünschen ist also eine Farce. Man hat nur einen echten Wunsch. Die anderen wegzulassen, wäre aber auch verkehrt. Dann hat das Schulamt freie Hand, das Kind irgendwo hinzustecken, wo Platz ist, weil keiner hin will – was meist seine Gründe hat.

Nun hängt alles an der Erstwunschschule. Beim Anmeldungsgespräch, das einer kleinen Prüfung gleichkam, hat der Junge eine gute Figur gemacht, wie ich finde. Ob es gereicht hat? Die Unsicherheit dauert bis Mai. Erst dann verschickt das Schulamt die Bescheide, ob man den gewünschten Platz erhalten hat.

Text: Friedhelm Teicke