Nicht genug damit, dass die drei zuhause schon eine beeindruckende Menagerie aus Hamstern, Mäusen, Vögeln, Kröten und Hund besitzen, auch die Ferien stehen im Zeichen des radikalen Tierschutz-Aktivismus. Ein Bummel durch eine südeuropäische Stadt erweist sich unter solchen Bedingungen als problematisch, gibt es doch an jeder Ecke dreibeinige Hunde oder räudige Katzen, derer man sich annehmen muss. In einem auf Empfehlung lange gesuchten Restaurant einzukehren, in dem Straßenhunde vom Personal mit Fußtritten verjagt werden, kommt selbstverständlich nicht in Frage.
Bereits am ersten Urlaubstag trat ein Kätzchen in unser Leben, dessen unwiderstehliche Niedlichkeit sich mir, das muss ich zugeben, nicht sofort erschloss. Dürr und kahl, ein Auge blind, das andere Sekret-triefend lag es unter einem geparkten Auto. Der ortsansässige Tierarzt fand sich für einige Hundert Euro bereit, es von Flöhen und Würmern zu befreien und mit Impfungen und Antibiotika zu versorgen. Dann durfte es, „Kitty Kahl-Ohr“ getauft, zur Familie gehören – für die Dauer der Ferien, so war es ausgemacht. Danach sollte es in den Hotel eigenen Pferdestall übersiedeln. Am Tag vor der Abreise jedoch malte die jüngste Nichte in einem drastischen Plädoyer Kätzchens todgeweihte Zukunft aus, immer wieder unterbrochen von Oscar-reifen Tränenausbrüchen. Wer ein wenig vertraut ist mit zeitgenössischen Eltern-Kind-Beziehungen, ahnt, wie es ausging: die Familie hat jetzt ein weiteres Haustier.
Falls also jemand faunafreie Urlaubsziele empfehlen kann, bitte melden. Im Haus meiner Schwester wird es langsam eng.
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